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Netzferne Lösungen zur Energieversorgung bei mobilen Einsätzen im In- und Ausland | Wehrtechnik

Netzferne Lösungen zur Energieversorgung bei mobilen Einsätzen im In- und Ausland

apf

01/03/2021

Gespräch mit Joachim Czabanski, Vorsitzender des Vorstands, Klaus Faber AG

Die KLAUS FABER AG ist ein weltweit operierender Logistikdienstleister und hat sich mit einer sofortigen Warenverfügbarkeit sowie einer Produktvielfalt von bis zu 17.000 Artikeln eine hervorragende Position als ein europaweit führender Distributor mit einem Kerngeschäft Kabel und Leitungen geschaffen. Die FABER Infrastructure GmbH ist ein eigenständiges Tochterunternehmen der KLAUS FABER AG. Seit der Gründung 2018 hat sich FABER Infrastructure auf die Geschäftsfelder Energie und Mobilität konzentriert. Das Unternehmen entwickelt zukunftsweisende Produkte und Lösungen und setzt dabei auf ganzheitliche Konzepte, mit denen die Umwelt nachhaltig entlastet wird.

wt: Die KLAUS FABER AG ist seit über 70 Jahren ein weltweit führender Logistikdienstleister für Kabel und Leitungen. Woher kommt das Unternehmen und wofür steht es heute?

Czabanski: Die KLAUS FABER AG wurde 1950 von Klaus Faber als Elektrogroßhandel in Saarbrücken gegründet und hat sich später auf Kabel und Leitungen festgelegt, um einem steigenden Bedarf gerecht zu werden, wobei der Fokus nicht auf ganzen Kabeltrommeln, sondern auf kundenbezogenen Kabelabschnitte lag. Das war damals neu und Faber konnte damit sehr schnell ein großes Wachstum erzielen. Er hat nur zum Teil selbst produziert und nutzte zusätzlich freie Kapazitäten von Kabelherstellern zur Produktion. Daraus entstanden ist ein Unternehmen, was aktuell rund €320 Mio. Umsatz macht. Die Firmenzentrale verblieb in Saarbrücken mit den Bereichen Einkauf, Vertrieb, Entwicklung, Qualität sowie Firmenleitung und Finanzen. Daneben gibt es noch drei Logistikzentren in Fichtenau bei Dinkelsbühl, in Hedemünden bei Kassel sowie in Wismar, was zur Friesland Kabel GmbH gehört. Das ist der größte Schiffskabelausstatter in Deutschland sowie die Nummer drei in Europa und gehört seit 2019 zur KLAUS FABER AG. Friesland Kabel ist unter anderem die exklusive Werksvertretung von HELKAMA-Schiffskabeln und stattet nicht nur Kreuzfahrt- und Containerschiffe aus, sondern ist auch für die Militärschifffahrt sehr gut aufgestellt.

Was zeichnet uns aus? Das Unternehmen hat einen riesigen Lagerbestand, wir haben quasi jedes Kabel, was weltweit gebraucht werden könnte, auf Lager. Die Summe aller Kabel und Leitungen liegt bei etwa 75.000 Kilometer, vom Lichtwellenleiter bis hin zu Seekabel.

Das Unternehmen selbst gehört als alleinigem Aktionär der KLAUS FABER Stiftung, eine sehr große gemeinnützige Stiftung, die Projekte in Forschung und angewandter Medizin unterstützt. Es beschäftigt derzeit einschließlich der Friesland Kabel GmbH 305 Mitarbeiter/-innen.

Ich habe in 2017 die Funktion als Vorsitzender des Vorstands übernommen und, gemeinsam mit der Führungsmannschaft begonnen, dass Unternehmen auszubauen und zu transformieren, das heißt weg vom Standard Kabel- und Leitungshersteller hin zu einem Systemlieferanten. Daraus entstanden ist zum Beispiel die Geschäftseinheit „Breitband und Telekommunikation“. Hier werden gerade auch im kommunalen Bereich ganze Rechenzentren aufgebaut und Breitbandverdrahtung einschließlich Gebäude- und Raumverkabelungen durchgeführt. Das beinhaltet nicht nur die Lieferung von Lichtwellenleitungen, sondern auch die komplette Konzeptionierung. Ähnliches machen wir auch in der Geschäftseinheit „Cranes, Mining & Tunneling“. Aktuelle Großprojekte sind hierbei u.a. der Brenner-Tunnel und Flughafenterminals.

Das bringt uns auch zu unserer letzten Geschäftseinheit, die eigenständig als FABER Infrastructure GmbH fungiert.

Joachim Czabanski, Vorsitzender des Vorstands der Klaus Faber AG.

wt: Was sind die Hauptbranchen, die Sie bedienen und mit welchen Unternehmen bzw. Kunden arbeiten Sie zusammen?

Czabanski: Ein großer Schwerpunkt für uns in den letzten beiden Jahren ist der Bausektor, und zwar nicht der Bau von Wohnhäusern, sondern Infrastrukturprojekte wie Straßen, Drehkreuze, Hafenanlagen, Brücken, Tunnel und Landstromleitungen sowie Rechenzentren mit allem, was wir da einbringen können. Rechenzentren, das sind große und wichtige Projekte, vor allem im Ausland. Ein erstes Zentrum haben wir in Finnland gebaut und komplett mit Lichtwellenleiterkabeln, der gesamten Verdrahtung mit Standard Kabeln und Inventar ausgerüstet.

wt: Ein wichtiger Bestandteil Ihres Erfolgs ist ein international anerkannter Service. Was verbirgt sich dahinter?

Czabanski: Ja, das ist tatsächlich zum einem die große Verfügbarkeit und zum anderem die kundenspezifische Lieferung. Wir liefern nicht nur einfach Kabelrollen, sondern im Bedarfsfall voll konfektionierte Lösungen und bieten auch die Zusammenarbeit mit örtlichen Unternehmen bei der Installation an. Wir verfügen über alle erforderlichen Bauteile und können komplette Installationslösungen anbieten und liefern so zu sagen „alles aus einer Hand“. Des Weiteren arbeiten wir grundsätzlich nur mit Top-Herstellern zusammen garantieren damit höchste Qualität, die uns letztlich auszeichnet.

Mobiler Solarcontainer zum Einsatz in netzfernen Regionen.

wt: Sie sprachen bereits die FABER Infrastructure GmbH an. Welche Gründe führten zu dieser Erweiterung des Portfolios der KLAUS FABER AG?

Czabanski: Bisher haben wir uns mit Infrastrukturthemen, hauptsächlich mit der Infrastruktur in Europa beschäftigt. Damit meine ich die Strom- und Datenversorgung in urbanen Gebieten und in ländlichen Regionen. Die Faber Infrastructure GmbH geht hier einen Schritt weiter: Denn eine Infrastruktur in Entwicklungsländern, beispielsweise auf dem afrikanischen Kontinent, ist eigentlich gar nicht vorhanden. In diesen Regionen haben sie Entfernungen von einem Dorf zum anderen über viele Kilometer und oftmals schlechten Straßenanbindungen, wodurch es auch kaum eine Netzanbindung gibt. Ein großer Teil der Bevölkerung in diesen Gebieten nutzt nach wie vor fossile Brennstoffe und hat nicht die Möglichkeit zu „Grüner Energieversorgung“ zu wechseln.

Daher kam die Idee zur Entwicklung einer „Netzfernen Energieversorgung“. Um Einsätze von Hilfsorganisationen, aber auch militärischen Operationen, netzfern mit Energie autark sicherstellen zu können, schafft FABER Infrastructure mit dem „Mobile Power System“ eine Möglichkeit, in entlegenen Regionen Lager und Stützpunkte mit frei verfügbarer Solarenergie effizient zu versorgen. Mit dem System kann innerhalb kürzester Zeit eine sichere und umweltfreundliche Grundversorgung aufgebaut und der Einsatz von Dieselgeneratoren reduziert werden. Zur Gewährleistung eines störungsfreien Betriebs des auf Containern basierten Systems bietet FABER im Rahmen eines umfassenden Service-Konzepts Wartung und Instandhaltung sowie eine Ersatzteilversorgung und Produktschulung an. Dabei setzt FABER auf Serienproduktion, um jederzeit eine hohe Standardisierung, Qualität und Leistung sicherzustellen, was besonders seitens der Bundeswehr und anderer Streitkräfte eine wichtige Forderung ist.

wt: Am 29. September 2020 fand eine erste Einsatzdemonstration des FABER Solarstrom-Containers „Mobile Power System“ statt. Was zeichnet das System aus und wie beurteilen Sie Chancen zur Vermarktung?

Czabanski: Bei dem Mobile Power System handelt es sich um eine High-End Lösung, die das derzeit Machbare darstellt. Das System kann sehr schnell aufgebaut werden und damit zum Einsatz gelangen. Auch die Bundeswehr hat an einem solchen System ihr Interesse gezeigt, da es sich um eine schlüsselfertige mobile „All-in-One“-Lösung mit integrierten Photovoltaiksystem, Batteriespeicher sowie einem intelligenten Energiemanagement-System handelt. Die Handhabung ist einfach und lässt, basierend auf dem „Plug-&-Play“-Prinzip, eine schnelle Inbetriebnahme nach etwa 30 bis 40 Minuten zu. Insbesondere Spezialkräfte können damit ihre Beweglichkeit bei Einsätzen durch die autarke Energieversorgung deutlich verbessern. Das System basiert auf einem modularen Baukasten-Prinzip dessen Außenhülle ein isolierter 20-Fuß-ISO-Container ist. Ein Verlust einzelner Systemteile ist wegen der Kompaktheit nicht zu erwarten, des Weiteren ist zum Aufbau kein Werkzeug erforderlich – eine absolute Neuheit in diesem Umfeld! Das Mobile Power System zeichnet sich durch hohe Qualität und Robustheit aus und wurde auch für Einsätze in unterschiedlichen klimatischen Bedingungen konzipiert und vor Unwetter und Vandalismus gesichert. Der 20-Fuß-ISO-Container ist weltweit auch per Luft und über See transportierbar. Mit einem gewissen Stolz können wir darauf verweisen, dass es sich um ein TÜV-geprüftes System „Made in Germany“ handelt.

In den bei der Einsatzdemonstration gezeigten Container wurden 64 PV Hochleistungsmodule verbaut, welche durchschnittlich mehr als 140 kWh Solarstrom am Tag produzieren können. Der Überschüssige Strom kann in der 80 kWh Lithiumbatterie gespeichert werden und das integrierte Back-Up Aggregat sorgt für eine bestmögliche Performance des Systems. Ein intelligentes Energiemanagement und Monitoring System ermöglicht die Fernüberwachung der Leistungsdaten.

Die Leistungsgrößen sind grundsätzlich skalierbar, so ist beispielsweise ein Upgrade auf einen 40-Fuß-ISO-Container möglich, welcher mit der doppelten Anzahl an Modulen und mit 200 kWh Lithiumbatterien erweitert werden kann. Mit nur einem Container ist hier eine jährliche Einsparung von mehr als 35.000 Liter Dieselkraftstoff möglich.

wt: Die Sicherstellung von temporärer Stromversorgung ist wegen weltweiter Einsätze auch für Streitkräfte ein Thema. Gibt es hierzu Kontakt mit der Bundeswehr und wo sehen Sie Möglichkeiten zum Einsatz?

Czabanski: Ja, wir haben diesen Container tatsächlich entwickelt, damit er weltweit auch unter klimatischen Aspekten eingesetzt werden kann. Wie die meisten Streitkräfte will die Bundeswehr zum Klimaschutz verstärkt beitragen und demzufolge weniger Diesel-Generatoren einsetzen. Hinzu kommen Anforderungen seitens der Truppe, dass Soldaten, die zum Beispiel nachts in Zelten ruhen müssen nicht dem Lärm sowie den Temperaturen der Generatoren ausgesetzt sein sollen. Für Spezialkräfte ist es unerlässlich, dass bei Einsätzen ihre Position nicht durch Lärm bekannt wird.

Des Weiteren sind für die Bundeswehr unter anderem die schnelle Verfügbarkeit und Verlegefähigkeit sowie die Modularität des Systems wichtige Kriterien zur Beschaffung. Ein weiterer Aspekt ist die damit verbundene Unabhängigkeit von den zum Teil sehr hohen Kosten für den Kauf und sicheren Transport von Kraftstoffen.

Ein zusätzlicher Grund zur Nutzung von Solarstrom-Systemen ist auch die Entscheidung mehrerer Nato-Staaten, künftig mehr umweltschonende „Grüne Energieversorgung“ zum Einsatz zu bringen. Insgesamt kann ich sagen, dass das Interesse der Bundeswehr an unseren Mobilen Power Systemen sehr groß ist.

wt: Können Sie uns abschließend noch ein Ausblick über künftige Vorhaben geben?

Czabanski:  Zurzeit entwickeln wir so genannte Low-Cost-Containern, die für die weltweite Verwendung bei NGOs entwickelt werden.

Basierend auf dem Prinzip der Solarstrom-Container haben wir unser Produktportfolio auf Container-Lösungen für hohe Energiebedarfe erweitert.  Diese „X-Wing“ Container verfügen über vier Solarflügel und können untereinander gekoppelt und dann mit weiteren Containern verbunden werden, welche die Elektrik und Speichertechnik bereitstellen. Damit können diese Systeme den Strombedarf im Megawattbereich decken und liefern ausreichend grüne Energie für Großabnehmer, wie zum Beispiel Minenbetriebe oder temporäre Flüchtlingsunterkünfte.

Die kompakteste hochmobile Solarlösung von Faber ist der „Solar Frame“. Die schlüsselfertige Plug-&-Play-Anlage kann auf alle vorhandenen 20-Fuß-ISO-Container aufgesetzt werden und ist sofort betriebsbereit. Da mit dieser Lösung kein zusätzlicher Platzbedarf benötigt wird und sie zudem Schutz vor Vandalismus bietet, ist sie ideal für Anwendungen in der Bauindustrie und Containercamps.

Letztlich ist es unser übergeordnetes Ziel, FABER Infrastructure zu einem Systemdienstleister zu entwickeln.

wt: Herr Czabanski, recht herzlichen Dank für das sehr aufschlussreiche Gespräch.

apf

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