Corona besiegen wir nur gemeinsam

apf

08/03/2021

26-köpfiges Team des Sanitätsdienstes der Bundeswehr im Hilfseinsatz in Portugal

Der Sanitätsdienst der Bundeswehr (SanDstBw) hat 26 Sanitäterinnen und Sanitäter in die portugiesische Hauptstadt Lissabon entsandt, um dort bei der Bewältigung der Corona-Pandemie zu unterstützen. Der Hilfseinsatz erfolgte auf Bitten der portugiesischen Regierung und war zunächst auf drei Wochen angelegt. Am 12. Februar vereinbarte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer mit ihrem portugiesischen Amtskollegen João Gomes Cravinho und der portugiesischen Gesundheitsministerin Marta Temido eine Verlängerung des Einsatzes um weitere sechs Wochen. wt sprach mit Oberstarzt Dr. Jens-Peter Evers, leitender Arzt und Kontingentführer in Portugal.

wt: Herr Oberstarzt Evers, der Einsatz kam kurzfristig. Was waren die Herausforderungen bis zum Abflug nach Portugal? Musste das Personal noch Einweisungen, Schutzimpfungen oder ähnliches durchlaufen? Oder ist es ein Einsatz wie jeder andere, da dies schon seit Jahren fest in Ihrer DNA verankert ist?

Dr. Evers: Das Kdo SES erhielt den Auftrag, das erste Kontingent dieses Einsatzes zu stellen, weil wir mit Unterstützung der Bundeswehrkrankenhäuser die Fähigkeit abbilden, innerhalb kürzester Zeit jederzeit weltweit eine hochtechnisierte medizinische Versorgung zur Verfügung zu stellen. Entsprechend waren wir auf so einen Einsatz grundsätzlich vorbereitet und hatten eine entsprechende Organisation vorbereitet. Man kann durchaus sagen, dass dies in unserer DNA verankert ist. Diese Fähigkeit wird ja beispielsweise auch bei militärischen Evakuierungsoperationen benötigt.

Dennoch haben wir natürlich die uns zur Verfügung stehende Zeit bis zum tatsächlichen Abflug sinnvoll genutzt. Mein Schwerpunkt lag dabei darauf, den bestmöglichen Schutz für das eigene Personal zu erreichen. Konkret hieß das, dass wir noch einmal Ausbildung betrieben haben, wie wir uns vor dem SARS-CoV-2-Virus bei der Patientenversorgung schützen können, wie wir beispielsweise die genutzte Persönliche Schutzausrüstung (PSA) richtig ablegen.

Oberstarzt Dr. Jens-Peter Evers, seit dem 1. September 2018 Kommandeur des Kommandos Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst (Kdo SES) „Ostfriesland“, vor dem Hospital da Luz Lisboa, Portugals größtem und modernstem privaten Krankenhaus. (Alle Fotos: SanDstBw/OTL Kieron Kleinert)

wt: Wie stellt sich die Situation vor Ort dar?

Dr. Evers: Die Situation in Portugal und speziell hier in Lissabon ist durch eine hohe Zahl an COVID-19-Erkrankten geprägt. Die Krankenhäuser sind voll von schwerstkranken Patienten. Sie erhöhen ihre Kapazitäten zusehends. Auf den Straßen fällt auf, dass sehr viele Rettungswagen fahren. Ich habe in der Kürze der Zeit keinen Überblick über alle Krankenhäuser erhalten können, aber durch die zahlreichen Gespräche mit den Vertretern, z. B. des Gesundheitsministeriums oder den Ansprechpartnern in den Krankenhäusern, weiß ich, dass das hauptsächliche Problem darin besteht, dass das verfügbare Personal einfach die Grenze der Belastbarkeit überschritten hat. Es bestand daher im Wesentlichen Bedarf an personeller Unterstützung. Genau in diese Lücke ist das deutsche Team gesprungen.

wt: Sie operieren in einem Gastland, wie läuft die Abstützung auf die Heimatbasis oder die Zusammenarbeit mit dem Sanitätsdienst der portugiesischen Streitkräfte oder dem portugiesischen Gesundheitsministerium?

Dr. Evers: Wir haben zahlreiche Ansprechpartner, mit denen wir zusammenarbeiten. Das reicht in der Heimatbasis vom Kdo SES über das Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung (Kdo SanEinsUstg) bis hin zum Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr (Kdo SanDstBw). Diese Zusammenarbeit ist unkompliziert und äußerst kameradschaftlich. Gleiches gilt für die Kameraden hier vor Ort, seien es die deutschen Kameraden von der Botschaft, seien es die militärischen Ansprechpartner der portugiesischen Armee. Besonders eng und ausgezeichnet aber läuft die Zusammenarbeit mit dem medizinischen Fachpersonal hier vor Ort. Dabei ist es egal, ob wir von unserem Ansprechpartner im portugiesischen Gesundheitsministerium oder von unseren portugiesischen Kollegen im Krankenhaus sprechen. Uns eint hier ein Ziel und das merkt man in der täglichen engen Zusammenarbeit.

wt: Die Sanitätskräfte der Bundeswehr sind seit vielen Jahren dauerhaft im Auslandseinsatz, was unterscheidet den Einsatz in Portugal von einem in Afghanistan oder Mali?

Dr. Evers: Die Umgebung, in der wir unsere Fähigkeiten zur Wirkung bringen, und das zu versorgende Patientenklientel. Die fachliche Patientenversorgung vor Ort auf der Intensivstation unterscheidet sich im Grundsatz nicht von der Versorgung in der Intensivstation einer Ebene 2 oder 3 einer Stabilisierungsoperation oder einer Trainingsmission. Während wir es dort jedoch eher mit Verwundungen und Verletzungen nach Kampfhandlungen, Anschlägen und Unfällen bei ansonsten gesunden Patienten zu tun haben, ist der hier zu versorgende Patient hochinfektiös und zumeist aufgrund einer oder mehrerer Vorerkrankungen körperlich vorgeschädigt. Dies führt zu einem anderen Anspruch an die medizinische Versorgung.

Das 26-köpfige Team des Sanitätsdienstes der Bundeswehr führt die intensivmedizinische Behandlung der mit COVID-19 Erkrankten im Hospital da Luz Lisboa durch.

wt: Sie haben bei Ihrem Flug aus Deutschland sehr viel Material mitgebracht. Um was für eine Ausrüstung handelt es sich, und warum musste diese mitgeführt werden?

Dr. Evers: Wir haben 150 Infusionspumpen und 50 Beatmungsgeräte mitgebracht, die dem portugiesischen Gesundheitsministerium übergeben wurden. Einige der Beatmungsgeräte wurden dann vom portugiesischen Ministerium jener Intensivstation zugewiesen, die wir jetzt betreiben, so dass wir teilweise mit dem eigenen Gerät arbeiten, welches wir kennen. Darüber hinaus haben wir Material für die Eigenversorgung mitgenommen wie Schutzkleidung, Gebläsehelme oder Masken und mehr. Wir waren nicht davon ausgegangen, dass wir hier alles im notwendigen Maße vorfinden würden.

wt: In Deutschland wird viel über die Impfreihenfolge diskutiert. Wurde das Team vor dem Abflug geimpft? Und Sie kämpfen hier vor allem gegen die britische Variante, gibt es für Sie schon erste Erkenntnisse?

Dr. Evers: Wir arbeiten hier in einem Hochrisikogebiet, in dem auch insbesondere die von Ihnen angesprochene britische Mutation des Virus verbreitet ist. Wir testen die Patienten aber nicht auf die jeweilige Variante des Virus, so dass wir nur wissen, dass die Patienten infiziert sind. Es ist selbstverständlich, dass medizinisches Personal, welches Virusträger behandelt und dabei natürlich auch mit den Sekreten der Patienten in Kontakt kommt, durch eine Impfung geschützt ist. Teile meines Teams hier vor Ort aus den Bundeswehrkrankenhäusern waren daher bereits geimpft. Diejenigen, die noch nicht geimpft waren, haben vor Abflug eine erste Impfung erhalten.

wt: Der Einsatz ist auf drei Wochen angelegt. Würde aus Ihrer Sicht eine Verlängerung Sinn machen? Sollte diese Entscheidung getroffen werden, verlängert das vorhandene Team oder gibt es einen Kontingentwechsel?

Dr. Evers: Am gestrigen Tag [12. Februar, Anm. d. Red.] wurde ministeriell entschieden, dass der Einsatz um weitere sechs Wochen verlängert wird. In Kenntnis der Verhältnisse vor Ort begrüße ich diese Entscheidung sehr, auch wenn ich natürlich weiß, dass unsere Hilfe auch in Deutschland in verschiedenen Regionen sehr willkommen wäre. Mein Team hier vor Ort war zum Teil binnen Stundenfrist informiert und abgereist und hat sich auf drei Wochen eingestellt. In der Sprache des Kdo SES würden wir sagen: „Für eine schnelle Anfangsoperation“. Diese Kräfte benötigen einen Entsatz und so ist die Entscheidung richtig, dass wir durch andere Kräfte abgelöst werden. Wir stehen aber bereits mit unseren Nachfolgern in Verbindung, so dass die Übergabe vorbereitet und problemlos durchgeführt wird. Dies hat auf die Patienten, die wir zeitgleich versorgen, keinen nachteiligen Einfluss.

wt: Herr Dr. Evers, vielen Dank für das Gespräch und Ihnen und Ihrem Team eine erfolgreiche und vor allem „negative“ Zeit.

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