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P-8A bringt Zuwachs an maritimen Fähigkeiten | Wehrtechnik

P-8A bringt Zuwachs an maritimen Fähigkeiten

16/03/2021

Am 12. März informierte die US-amerikanische Rüstungsexportbehörde DSCA (Defense Security Cooperation Agency), dass das US-Außenministerium eine Entscheidung getroffen habe, Deutschland die P-8A Poseidon als Maritime Patrol Aircraft (MPA) zum Kauf anzubieten. Hierbei geht es um fünf Luftfahrzeuge des US-Flugzeugbauers Boeing nebst genehmigungspflichtiger Ausrüstung im Gesamtumfang von US$1,77 Mrd. (rund €1,5 Mrd.). Der mögliche Verkauf an Deutschland erfolgte im Wege des sonst üblichen Foreign Military Sale (FMS)-Verfahrens. Die DSCA hat dem Vernehmen nach den US-Congress inzwischen über die Genehmigung des State Department unterrichtet. Eine Zustimmung gilt hierbei als sicher. Das Angebot an Deutschland erfolgt, nachdem die Bundesregierung den möglichen Erwerb von fünf Luftfahrzeugen angefragt hatte.

Das Cockpit bietet mehr taktische Informationen und ein besseres Lagebild als die ältere P-3. Es ist ähnlich wie das in zivilen Maschinen, beinhaltet aber mehr Funkgeräte, ein Head-up Display (HUD) und ein Tactical Control Panel. Die P-8A verfügt zudem über IR Selbstschutzsysteme. (Foto: André Forkert)

Obsoleszenzen?

Die Marineflieger der Bundeswehr verfügen derzeit über acht Seefernaufklärungsflugzeuge des weltweit verbreiteten Typs P-3C Orion. Die Luftfahrzeuge wurden als Überbestand von den Niederlanden übernommen und sollten mittels weiterhin erforderlicher umfangreicher Modernisierungs- und Anpassmaßnahmen bis zum Jahr 2035 in der Einsatzbereitschaft bleiben. Die Übernahme der ersten Maschine in die Dienstbereitschaft erfolgte am 17. März 2006. Die Weiternutzung der Flugzeuge für eine deutsche Seefernaufklärungs- und U-Jagd-Fähigkeit wurde damit begründet, dass man hohe Kosteneinsparungen generieren würde. Indes wurde die laufende Modernisierung der Flugzeuge im Juni 2020 wegen „nicht mehr kalkulierbarer Gesamtkosten“ angehalten. Die ursprünglichen Planungen der Marine sahen vor, die Modernisierungsmaßnahmen im Jahr 2023 abzuschließen. Der Gesamtumfang dieser Maßnahmen wurde durch das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) auf rund €567 Mio. veranschlagt.

Nach Ausphasung der P-3C ab Mitte der 2030er Jahre wollte die Bundeswehr auf einen bemannten Nachfolger „umsteigen“, der im Rahmen einer deutsch-französischen Zusammenarbeit als MAWS (Maritime Airborne Warfare System) entwickelt viele der Aufgaben im Bereich der Seefernaufklärung und Seeraumüberwachung übernehmen sollte. Dieses Vorhaben kommt zu spät.

Der Vorratsbehälter für die Sonarbojen sowie die beiden Rotary Launcher (rechts im Bild) für den Abwurf. (Foto: André Forkert)

Ausgangslage für einen sofort verfügbaren Nachfolger

Die Schwierigkeiten bei der Modernisierung der P-3C und der dadurch nicht hinnehmbare Ausfall der Flugzeuge führt bei der Bundeswehr zu einem dringenden Bedarf für ein Luftfahrzeug, das marktverfügbar ist, über die erforderlichen Qualifizierungen verfügt und das gesamte Spektrum von Aufgaben in den Bereichen Seefernaufklärung, Seeraumüberwachung und U-Jagd übernehmen kann. Mit der Entscheidung, die P-8A als Nachfolger der P-3C zu beschaffen, erhielte die Bundeswehr Zugriff auf eine bedarfsgerechte und inzwischen einsatzerprobte Plattform, die im Zusammenwirken mit einer umfangreichen Missionsausstattung über den Zeitraum der nächsten 30 Jahren hinaus das gesamte Fähigkeitsspektrum eines Maritime Surveillance Aircraft (MSA) abdecken würde. Bei der Integration der P-8A in die Marinefliegertruppe und in die Bundeswehr insgesamt sowie bei der Umschulung von Piloten und Besatzungen auf das neue Flugzeugmuster werden nach Aussagen der Rüstungsexportbehörde DSCA keinerlei Schwierigkeiten in Betracht zu ziehen sein.

Im Entwurfskonzept der P-8A verankert ist ein vielseitiges Leistungsspektrum, mit dem entscheidende Kernbeiträge im maritimen Einsatzumfeld – etwa zur Erstellung von maritimen Lagebildern sowie zur Unterwasseraufklärung für die daran geknüpfte Uboot-Bekämpfung – geleistet werden können. Zur Wahrnehmung dieser Aufgaben verfügt die Plattform über eine hoch spezielle elektromagnetische, hydroakustische und optische Sensorausstattung. Außerdem kann mit der P-8A als Waffensystem mit sehr hohem Stehvermögen im Einsatzraum ein unverzichtbarer Beitrag bei der Zieldatenübermittlung hergestellt werden. Mit unterschiedlichen Sensoren (aktive/passive Sonarbojen) und Effektoren (U-Jagd-Torpedos, abstandsfähige Flugkörper, gelenkte/ungelenkte Bomben) wird der Schutz der eigenen Seestreitkräfte gewährleistet.

Die Bedienkonsolen im Inneren der P-8A. (Foto: André Forkert)

Synergien mit Partnern

Die Nato verlangt von Deutschland eine klare Positionierung im Bereich des Einsatzes von MPAs. Sie gelten weiterhin als eine unverzichtbare Kernfähigkeit moderner Seestreitkräfte. Solche Plattformen übernehmen als „Seefernaufklärer“ längst nicht mehr nur die weiträumige Informationsgewinnung über See, sondern agieren im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung in einem Netzwerk mit vielen anderen Plattformen und Kapazitäten. Somit erfüllen moderne MPAs längst nicht mehr nur Überwachungs- und Aufklärungsfunktionen, sondern tragen als „Force Multiplier“ in erheblichem Maße zur Informations-, Führungs- und Wirküberlegenheit der eignen und verbündeten Streitkräfte bei.

Das Aufgabenspektrum der neuen Generation von MPAs wird sich bis weit in die 2020er Jahre hinein konsequent weiter entwickeln und ergänzende und bislang kaum betrachtete Fähigkeiten schaffen, die von herkömmlichen Plattformen längst nicht mehr gewährleistet werden können. Nur durch einen konsequenten Umstieg auf eine moderne, aber auch anspruchsvolle Plattform wie die P-8A wird es der Bundeswehr gelingen, den zugesagten Verpflichtungen auch außerhalb des Bündnisgebietes zu entsprechen. Die von der Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer unlängst zur Diskussion gebrachte Präsenz von deutschen Seestreitkräften im Indo-Pazifischen Raum macht ein Umdenken bei der Beschaffung von modernem Material erforderlich. Moderne MPAs sind als Teil dieser Überlegungen aufzufassen.

Die jetzt Deutschland angebotene P-8A stellt eine überaus begehrte Ressource dar, die das Bündnis bislang als „NATO Shortfall“ einstufte. Eine deutsche Entscheidung, das Muster zu beschaffen, dürfte eine über Jahre sich öffnende Fähigkeitslücke schließen helfen und böte Großbritannien, Norwegen, Deutschland sowie möglicherweise Italien besonders bei der fliegerischen, logistischen und technischen Zusammenarbeit einzigartige Möglichkeiten. Des Weiteren bietet die Nutzung der P-8A Deutschland die Möglichkeit, im Kontext maritimer Sicherheit neue Fähigkeiten aufzubauen und mit weiteren Partnern außerhalb der Nato – etwa Indien – zusammenzuarbeiten. Die P-8A stellt mit ihrem hohen Leistungspotenzial ein wertvolles strategisches Mittel dar. Mit ihr ist es möglich, glaubwürdige Fähigkeiten über die Einsatzrolle Seeraumüberwachung und U-Jagd hinaus für die kommenden Jahrzehnte bereitzustellen.

Stefan Nitschke

Die marktverfügbare P-8A Poseidon gilt als Option für den Ersatz der mit Obsoleszenzen behafteten P-3C Orion der deutschen Marineflieger. (Foto: Boeing)

Stefan Nitschke

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