Die SOCC-Kompanie im Wandel der Zeit

apf

07/05/2021

Am 31. März 2021 fand im baden-württembergischen Hardheim der Übergabeappell der Stabs- und Führungsunterstützungskompanie Special Operations Component Command (St/FüUstgKp SOCC) statt.

Die Stabs- und Führungsunterstützungskompanie SOCC hat den Auftrag, einen Gefechtsstand SOCC für ein NATO-Hauptquartier aufzubauen, einzurichten und zu betreiben. Im Mittelpunkt stehen Kommunikations- und Informationssysteme einschließlich der erforderlichen Services nach NATO-Standard. Dies soll bei Bedarf auch autark möglich sein, was bedeutet, dass die Kompanie ein von den übrigen Streitkräften unabhängiges System aufbauen und betreiben kann.

Das ist deutschlandweit bisher einmalig. Und auch nur wenige andere NATO-Nationen verfügen über eine solche Fähigkeit.

Die in der Carl-Schurz-Kaserne beheimatete St/FüUstgKp unterstand bisher dem stellvertretenden Kommandeur Kommando Spezialkräfte (KSK), Oberst Andreas Reyer, in Calw und wird jetzt dem stellvertretenden Kommandeur der Division Schnelle Kräfte (DSK), Brigadegeneral Andreas Pfeifer, im hessischen Stadtallendorf direkt unterstellt. Der Unterstellungswechsel in die DSK erfolgt im Zuge des 60 Punkte umfassenden KSK-Reformprogrammes und soll die Führung des Kommando Spezialkräfte entlasten.

Ihren Ursprung hat die SOCC-Kompanie im Jahr 2014. Die geopolitischen Veränderungen, die mit der Annexion der Krim einen Höhepunkt erreichten, führten zu einem Umdenken innerhalb der NATO und verdeutlichten auch der Bundeswehr die Notwendigkeit eines Wandels. Zusätzlich zu den Verpflichtungen als Einsatzarmee wurde wieder verstärkt die Landes- und Bündnisverteidigung in den Fokus gerückt. Für beide Einsatzszenarien wurde erkannt, dass man, um schnell und global mit Kräften reagieren zu können, diese Kräfte auch führen können muss.

Die Kompanie geht eine Patenschaft mit der Gemeinde Hardtheim ein. (Alle Fotos: Bundeswehr/DSK)

„Ganz beachtlich aufgewachsen“

Im Jahr 2016 verpflichtete sich Deutschland gegenüber der NATO dazu, als Framework-Nation ein Special Operations Component Command (SOCC) für die Very High Readiness Task Force (VJTF) im Jahr 2023 zu stellen. Dieses kann mit der Führung von Spezialkräften und Spezialoperationen in einem multinationalen Rahmen beauftragt werden.

Damit war der Grundstein für den Aufbau der Kompanie gelegt. Um der Verpflichtung gerecht zu werden und den Gefechtsstand sowie die Kommunikation und das Führungsinformationssystem bereitstellen und betreiben zu können, wurde die St/FüUstgKp SOCC ab Oktober 2017 neu aufgestellt. Die Kompanie kann im Fall der Aktivierung eines SOCC unter deutscher Führung für einen Einsatz als Teil der Rahmenorganisation herangezogen werden. Hauptauftrag der Kompanie ist in einem solchen Fall die Bereitstellung der erforderlichen IT-Unterstützung für den Betrieb eines SOCC.

Am 2. November 2017, genau sechs Jahre nach der Schließung im Jahr 2011, wurde die Carl-Schurz-Kaserne in Hardheim offiziell reaktiviert und zur Heimat der Kompanie. „Die Infrastruktur und die Ausbildungsmöglichkeiten sind ausgezeichnet“ lobt Oberst Reyer den Standort Hardheim im Rahmen des Unterstellungswechsels.

Nicht nur die Infrastruktur der Kaserne, sondern auch die Stadt Hardheim als Garnisonsstandort haben sich für die Kompanie bewährt. Aus diesem Grund übernahm die Gemeinde auch in einer feierlichen Zeremonie die Patenschaft für die StFüUstgKp SOCC. Dass die Soldaten „in Hardheim und in der Region akzeptiert“ sind berichtet auch die frühere Kompaniechefin Frau Oberstleutnant Bongartz in einem Gespräch mit der lokalen Rhein-Neckar Zeitung. Dabei ergänzt sie: „Die guten Beziehungen bestanden schon zuvor, aber ich bin froh, dass wir sie weiter gefestigt und vertieft haben.“

Der Unterstellungswechsel von KSK zu DSK ist jedoch nicht die einzige Veränderung. Seit 31. März 2021 steht die Kompanie unter neuer Führung. Frau Oberstleutnant Bongartz, welche die Kompanie 3 ½ Jahre führte und maßgeblich an ihrem Aufbau beteiligt war, übergab das Kommando an Hauptmann Knehr.

Die Kompanie umfasst mittlerweile 175 Dienstposten und ist damit „personell wie materiell ganz beachtlich aufgewachsen“ wie Brigadegeneral Pfeifer, dem die Kompanie truppendienstlich unterstell ist, bei der Patenschaftszeremonie in der Carl-Schurz-Kaserne feststellte.

Fachlich ist die Einheit dem Einsatzführungskommando in Potsdam unterstellt und würde im Falle eines Einsatzes auch von dort direkt geführt werden.

Ein letztes Antreten für Frau Kompaniechef mit ihren Männdern und Frauen. Sicherlich mit viel Wehmut.

In Deutschland einmalig

Derzeit bereitet sich die Kompanie darauf vor, im Jahr 2023 Aufträge als Teil der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF), der Speerspitze der schnellen Eingreiftruppe der NATO, übernehmen zu können. Aus diesem Grund werden in naher Zukunft die nationalen und internationalen Zertifizierungen der Kompanie durchgeführt.

Brigadegeneral Andreas Pfeifer sagte in seiner Rede anlässlich des Unterstellungswechsels, dass er sich freue „zukünftig eine so spezialisierte Einheit wie die SOCC-Kompanie unter meinen Divisionstruppen zu haben“ und ergänzte weiter: „Die besondere Herausforderung für die SOCC-Kompanie liegt darin, innerhalb kürzester Zeit Arbeitsplätze für bis zu 150 Soldaten einzurichten. Und zwar weltweit, von der Wiese bis zur Wüste, von der Arktis bis zum Amazonas.  Was die Kompanie macht, was sie leistet, ist in Deutschland einmalig, und auch in Europa gibt es nicht viele Einheiten mit ihren Fähigkeiten. Ich bin mir sicher, dass die Soldatinnen und Soldaten der Kompanie durch Ihre hochwertige Ausbildung mit modernster technischer Ausstattung bestens gewappnet sind, um Ihrem Auftrag jederzeit gerecht zu werden.“

Diese Aufgabe übernimmt die Kompanie im Auftrag der NATO und zwar in einem rotierenden System mit anderen Nationen. Die Aufstellung der Einheit war bis Ende 2020 abgeschlossen, seitdem läuft die Vorbereitung auf die Zertifizierung seitens der NATO im Jahr 2022. Dazu werden voraussichtlich auch im Ausland verschiedene Einsatzübungen stattfinden. Im Jahr 2023 folgt eine einjährige Bereitschaftsphase, in der die Kompanie jederzeit und weltweit einsetzbar sein muss.

Dass man niemals so ganz geht, daran erinnerte Oberst Reyer in Bezug auf die Zukunft der Kompanie: „Das Kommando Spezialkräfte freut sich auch weiterhin auf die enge Zusammenarbeit mit der Kompanie im Rahmen des Aufgabenspektrums von Spezialkräften.“

Eintrag ins Gästebuch.
Die scheidende Kompaniechefin gibt symbolisch die Verantwortung an den stellvertretenden Divisionskompanie Division Schnelle Kräfte, Brigadegeneral Andreas Pfeiffer, ab.

apf

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