Logistische Unterstützung für Spezialkräfte

apf

29/05/2021

Spezialkräfte sollen oft in kleinen Trupps, weit ab von den eigenen großen Feldlagern oder Versorgungslinien, hinter feindlichen Linien und dennoch mit langen Stehzeiten, autark und unentdeckt operieren. Daher wird oft der Grundsatz angewendet: „Travel light, freeze at night“. Doch in heutigen Einsatzszenaren mit weitreichenden Aufklärungs- und Kommunikationsmitteln ist das gar nicht mehr so einfach. Die Ausrüstung auch bei Spezialkräften wird immer umfangreiche und damit in der Regel auch schwerer. Um alles adäquat zu transportieren wird daher oft auf Fahrzeuge oder Anhänger zurückgegriffen. Jedoch spätestens bei der Folgeversorgung aus der Luft stehen die Einsatzkräfte dann vor der Herausforderung, die schweren Lasten zu bewegen oder auf die vorhandenen Fahrzeuge zu heben.

Beispiel Polen, hier werden für die Luftlandekräfte sowie die Spezialkräfte gerade 55 LL-Fahrzeuge AERO 4×4 und weitreichenden Aufklärungsfahrzeuge vom Typ WIRUS 4 SOF (VIPER) beschafft. Hinzu kommen weitere Optionen für die Jahre 2019 bis 2022. Die Basis des AREO 4×4 bildet der Toyota Landcruiser LJ71 mit kurzem Radstand. Der AREO 4×4 ist 3,6 m lang (2,1 m breit und 2,3 m hoch), wiegt 1,8 Tonnen bei einer Nutzlast von weiteren 1,2 Tonnen. Angetrieben wird er durch einen 4,2 Liter Dieselmotor mit 96 KW (130 PS). Er besitzt eine Drehringlafette für unterschiedlichste Waffen (MINIMI 5,56 mm; UKM 7,62 mm; MK-19 40 mm) und kann mit Schwerlastschirmen abgesetzt werden. Seine Frontscheibe ist dazu abklappbar und auf seiner Pritsche kann er Material sowie Systeme auf Paletten aufnehmen. Das Material wird über eine Rampe und die verbauten Winden (hinten 3 Tonnen Zugkraft, vorne 2 Tonnen Zugkraft, jeweils mit 20 m Kabel) aufgenommen. Eine recht komplizierte Angelegenheit. Es kann auch zum Transport liegend Verwundeter genutzt werden.

Mit den Gurtbandlaufwerken (GBL) wird der CRAYLER noch geländegängiger und kann auch mehr Last transportieren. (Alle Fotos: Palfinger)

Hinzu kommen bei den Spezialkräften jetzt die weitreichenden Aufklärungsfahrzeuge WIRUS 4 SOF – in den Streitkräften offiziell auch als VIPER bezeichnet. Dieses basiert auf einem Mitsubishi Triton/L200 Chassis. Das Leergewicht liegt bei 1,7 Tonnen mit einer Zuladung von 900 kg. Die Reichweite ohne nachtanken wird mit 600 km angegeben. Es sollen bis Ende 2022 118 Fahrzeuge beschafft werden. Hersteller ist Concept Team Sp. Zoo.

Verbesserung des logistischen Konzeptes

Wie man sieht, besteht hier vor allem noch Verbesserungspotential beim logistischen Konzept. Anstelle die Fahrzeuge und Anhänger per Hand oder Winde zu beladen, können auch geländegängige und lufttransportierbare Stapler zum Einsatz kommen. Ein Beispiel ist der Palfinger Crayler. Dieser ist geländegängig und kann als Innen- oder Außenlast in Hubschraubern (z.B. NH90, CH-47, Ch-53, Blackhawk, PUMA), Flugzeugen (C-130, M28, C295, An-26) oder den autonomen UAV Kaman Aerospace/Lockheed Martin K-Max transportiert werden.

Der klappbare Stapler ist einfach zu transportieren, auf einem Anhänger, oder als Außen- und Innenlast bei Luftfahrzeugen.

Der Crayler wird unter anderem als „Leichtes Luftlandeumschlaggerät 1,2to“ in der Bundeswehr genutzt. Neben der Luftwaffe kommt er auch bei den Luftlandekräften der Luftlandebrigade 1, dem Sanitätsdienst, der Feldlagerei sowie dem Kommando Spezialkräfte (KSK) zum Einsatz. Das FLG 140 erfreut sich bei militärischen und polizeilichen Spezialkräften großer Beliebtheit, ist er leicht zu transportieren und hat im Verhältnis zum Eigengewicht (2.200 kg) mit 1.200 kg (mit Gurtbandlaufwerken sogar 1.600 kg) eine ungewöhnlich große Hubkraft. Entscheidend ist aber nicht nur das Hubgewicht, sondern auch die Höhe von 2,81 Metern. Damit können Paletten zum Beispiel auf Container gestellt werden.

Neben der Bundeswehr sind weitere Nutzer die deutsche Bundespolizei, in Österreich das Jagdkommando sowie die Bereiche Logistik, EOD und ABC-Abwehr, die vereinigten Arabischen Emirate, die Schweizer Luftwaffe, Luxemburg sowie die Spezialkräfte zwei weiterer nicht näher benannter europäischer NATO-Staaten.

Der CRAYLER ist ein luftverladbarer, allradgetriebener und fernlenkbarer Gabelstapler mit hoher Geländegängigkeit. So können Lasten verladen, geborgen oder in die nächste Deckung gezogen werden. Viele Länder nutzen ihn auch als logistische Unterstützung rund um das Thema Hubschrauber. Er kann bei Wartung und Reparaturen helfen und zum Beispiel auch mit einer Schleppstange oder einem ABDR (Air Battle Damage Repair; Kranarm) ausgestattet werden. Auf Basis so einer Mobilitätsplattform kann für die Spezialkräfte auch ein sogenannter Forward Arming and Refueling Point (FARP) eingerichtet werden. Seit das Thema Landes- und Bündnisverteidigung wieder an Bedeutung gewonnen hat, sind FARPs ganz oben auf die Prioritätenliste mehrerer Streitkräfte gerückt. Bei bisherigen Einsätzen konnte dank begrenzter Einsatzräume aus den Feldlagern heraus operiert werden. Bei der Landes- Und Bündnisverteidigung müssen die An- und Abflugwege und Zeiten so kurz wie möglich gehalten werden, damit die Maschinen mehr Zeit im Zielgebiet haben. Damit ist sowohl bei Einsätzen der Special Operation Forces (SOF), bei Personnel Recovery (PR) und bei Close Air Support die Flug-/Standzeit und damit der Sprit und die Waffenbeladung die die ultimative Variabel.

Die französische Firma TITAN Aviation mit der Tochterfirma TITAN Defense bietet in Kooperation mit Palfinger einen sehr kleinen, modularen und leichten Ansatz an. Diese bestehen aus einem transportablen Tank (z.B. Falttank) und der Betankungseinheit, die vor allem die Pumpe beinhaltet. Laut TITAN kann so ein Tank rund 1.900 Liter umfassen und die Betankungseinheit zwischen 200 und 300 Liter pro Minute fördern. Auf diese Weise kann ein Luftfahrzeug schnell und unabhängig von fester Infrastruktur versorgt werden.

Der CRAYLER als Außenlast unter einer deutschen CH-53. (Foto: Bundeswehr)

Palfinger stattet den Crayler ab sofort auch mit Gurtbandlaufwerken (GBL) aus. Diese führen zu einer Steigerung der Hubmasse von 1,2 to auf 1,6 to dank der erhöhten Standsicherheit. Damit verbunden ist auch ein Plus bei Geländegängigkeit und Zugkraft (auf über 1.200 kg) sowie die Möglichkeit zur Bodenbearbeitung mittels Räumschild und dem zum Befahren von weichen Böden (z.B. Mooren). Vorhandene Crayler mit Rad-System können auf GBL umgerüstet werden. Ein Wechsel soll rund zwei Stunden dauern.

apf

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