Der Ursprung der heutigen slowenischen Streitkräfte geht auf die Territorialen Selbstverteidigungskräfte zurück, welche im sogenannten 10-Tage Krieg im Juni/Juli 1991 erfolgreich die Angriffe der Jugoslawischen Volksarmee zurückgeschlagen haben, und so die Unabhängigkeit des jungen Staates gewährleisten konnten.
Die slowenischen Streitkräfte, seit 2003 eine Freiwilligenarmee, verfügen über circa 7.300 Soldaten. Dass Marine (rund 800 aktive Soldaten und 100 Reservisten) und Luftwaffe (rund 500 aktive Soldaten und 100 Reservisten) keine eigene Teilstreitkraft sind, darf wohl als organisatorische Besonderheit genannt werden. Das Heer besteht aus rund 5.050 aktiven Soldaten und 500 Reservisten. Die Zahlen beinhalten rund 150 Spezialkräfte auf Heer und Marine verteilt.
Schon im Jahr 1992 hat man in Slowenien die Notwendigkeit von ABC-Abwehrkräften erkannt und hat innerhalb der Territorialen Selbstverteidigungskräfte eine ABC-Abwehrkompanie aufgestellt. 1995, kurz nach dem Erlangen des NATO-Partnership for Peace (PFP) Status begann der Aufwuchs zur Bataillonsstärke.
Heute stellt das 18. ABC-Abwehrbataillon (ABCAbwBtl; Stationierungsort in Kranj), als Bestandteil der 72. Brigade (Stationierungsort: Maribor), eine der Kernkompetenzen der Slowenischen Streitkräfte sowohl national als auch innerhalb der NATO. Diese Fähigkeit wurde durch die Vielzahl an internationalen Einsätzen des Bataillons im Rahmen von UNIFIL, KFOR, ISAF, NATO Response Force (NRF) sowie internationalen Übungen unter Beweis gestellt.
Das in Kranj, zwischen der Grenze mit Österreich und der Hauptstadt Lubljana beheimatete Bataillon ist auch ein Teil des zivilen slowenischen Katastrophenschutzes.
Klassisch ist das Bataillon gegliedert in:
- Stabs- und Versorgungskompanie,
- ABC Aufklärungskompanie,
- Dekontaminationskompanie, und einem
- Feldlabor für biologische und chemische Untersuchungen.
Es ist ausgestattet mit hochwertiger Technik, welche durch gut ausgebildete und hoch motivierte Soldaten bedient wird. So zeichnet sich der Verband durch einen hohen Bereitschaftsgrad aus.
Die Stabs- und Versorgungskompanie ist gegliedert in eine Kompanieführungsgruppe und jeweils einen Transport-, einen Instandsetzungs-, einen Sanitäts- und einen Nachrichtenzug.
Die Aufklärungskompanie nutzt 10 Stück des geschützten COBRA-Aufklärungsfahrzeug (1. Generation) des türkischen Herstellers Otokar. Es ist ausgestattet mit der Spürausstattung der in Maribor ansässigen Firma em.tronic. Die Software ermöglicht die Anbindung beliebiger Sensoren, und dank der open-source Schnittstellen können diese ohne großen Aufwand immer mit den neuesten Detektoren nachgerüstet werden.
Das Alleinstellungsmerkmal der beiden ABC-Aufklärungszüge sind zum einen die amphibischen Fähigkeiten der Spürfahrzeuge COBRA und die über Datenfunk angebundenen Stand-Alone Detektionssysteme.
Dieses Stand Alone – CBRN Defence detection System dient der automatisierten Fernerkennung und damit der großflächigen Überwachung und Erkennung von Chemischen Kampfstoffen (Chemical Warfare Agents (CWA)) und industriellen Gefahrenstoffen (Toxic Industrial Chemicals (TIC)). Der integrierte Akkusatz ermöglicht einen autonomen und abgesetzten Betrieb von bis zu 50 Stunden. Die Verbindung mit dem Kompaniegefechtsstand erfolgt mittels Datenfunk. Instrumente zur Detektion chemischer Kampfstoffe (CWA’s), biologischer Kampfstoffe und zur radiologischen Detektion sind in den Messgerätekoffer integriert. Eine meteorologische Station dient zur Messung von Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Luftfeuchtigkeit, Lufttemperatur und Luftdruck. Der Kompass ist in die meteorologische Station integriert und wird zur Messung der Windrichtung nach Norden verwendet. Ein GPS bestimmt den Breiten- und Längengrad des platzierten Systems im Feld. Ein gehärteter Laptop (Panasonic ToughBook) mit Softwareschnittstelle ermöglicht die Steuerung der Instrumente und die Datenübertragung per Funk an die Kontrollstation. Es besteht aus insgesamt zwei Kisten, die obere mit den Messinstrumenten hat ein Gewicht von rund 80 Kilogramm, die untere mit der Batterie und den Kabeln bringt es auf rund 60 Kilogramm.
Die Dekontaminationskompanie verfügt über die Fähigkeiten zur Entgiftung von Personen, persönlicher Ausstattung, Fahrzeugen und Infrastruktur. Mit neun unabhängig voneinander einsetzbaren Dekontaminationssystemen, gegliedert in drei Züge, stellt die Dekontaminationskompanie die Unterstützung der drei Heeres-Brigaden (1. Brigade aus Ljubljana, 72. Brigade aus Maribor und Logistik-Brigade aus Kranj) sicher. Dass auch hier ein slowenisches Unternehmen, die Firma BIJOL als Lieferant ausgewählt wurde, zeigt die Leistungsfähigkeit und Vielseitigkeit der lokalen wehrtechnischen Industrie.
Für die Auswertung der Proben sind die mobilen Feldlabore zuständig. Die Kompanie verfügt über jeweils ein
- Mobiles chemisches Feldlabor,
- Mobiles biologisches Feldlabor (Level3), und ein
- Mobiles radiologisches Feldlabor sowie
- drei leichte, hochmobile Dekontaminationstrupps.
Alle drei Labor-Varianten wurden von em.tronic als Containerlösung geliefert, sind autark, verfügen über eigene Energieerzeugung, Zutrittsschleusen und Duschen. Als Mobilitätsplattform dienen IVECO TRAKKER LKWs mit Wechsellader von Palfinger. Ebenfalls sind alle LKWs mit dem PK4501 B Kran von Palfinger ausgestattet.
Als Zusammenfassung gilt festzustellen, dass die die slowenischen Streitkräfte über – im Kontext der Gesamtstärke – relativ starke, modern ausgestattete und leistungsfähige ABC-Abwehrkräfte verfügen. Damit kommen sie als starker Partner im Rahmen für NRF oder die European Battle Group (EUBG), als Unterstützung der Rahmen- und Führungsnationen, in Frage. Als Beispiel, im Rahmen der EUBG 2020-2 unter deutscher Führung stellte Schweden die ABC-Abwehrfähigkeiten.