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Mercedes G Baureihe BR464, die neue Benchmark? | Wehrtechnik

Mercedes G Baureihe BR464, die neue Benchmark?

apf

22/11/2022

Seit seiner Einführung im Jahr 1979 hat sich das G-Modell von Mercedes-Benz bei den Streitkräften dieser Welt einen ikonischen Ruf erarbeitet. Es ist das am meisten verkaufte Militärfahrzeug der Welt. Insgesamt wurden über 60.000 Einheiten an Armeen und Rettungsdienste verkauft. Neben Deutschland und den Niederlanden setzen u.a. auch die Spezialkräfte in Großbritannien, Australien oder den USA G-Modelle ein. Weitere Nutzer sind Schweden, Österreich, Ungarn, Algerien, Argentinien, Finnland, Norwegen, Dänemark und viele weitere. Frankreich hat mit dem P4 eine eigene Lizenzproduktion und nutzt das Original G-Modell als Panhard VPS Special Forces Light Vehicle. Auch Griechenland baut in Lizenz, und das deutsche Kommando Spezialkräfte (KSK) und die Schweizer Spezialkräfte (KSK) nutzen den G unter den Namen SERVAL. Australien, Schweden und Qatar nutzen den G u.a. als 6×6-Variante.

3.500kg Anhängelast ermöglichen eine Leistungssteigerung der Luftlandelogistik. Hier ein Luftumschlaggerät CRAYLER als Anhängelast hinter dem ENOK AB. (Foto. ACS)

Die Baureihe (BR) 461 wird seit 1992 produziert und wird jetzt, nach knapp 30 Jahren, von der neuen Baureihe BR464 abgelöst. Nach jetzigem Stand kann die BR461 nicht mehr geordert werden.

Wie sein Vorgänger wird der Neue werksseitig als 5-türiger Stationwagen (internes Kürzel BA06) mit Radstand 2.850mm und als Fahrgestell mit geschlossener Einzelkabine (BA09) mit Radstand 3.650mm angeboten. Die Starrachsen bleiben erhalten, die um 21 cm breitere Spur im Vergleich zum Vorgänger BR461, erhöht die Fahrstabilität und Neigungsfähigkeit, die Kotflügelverbreiterungen erleichtern das Aufziehen von Gleitschutzketten. Rein optisch ähneln sich die beiden Baureihen weiter. Rahmen und Powertrain wurden komplett neu entwickelt. Der Reihen-6-Zylinder Motor kommt aus der Großserie. Er wurde für den militärischen Nutzer auf 249 PS gedrosselt, gleichzeitig erfüllt er die EURO3 Abgasnorm und kann mit Kerosin betrieben werden. Das Drehmoment von 600 Newtonmeter wurde um 50% gesteigert. Zur Kraftübertragung nutzt Mercedes das hausinterne 9-Gang Automatikgetriebe, das sind 4 weitere Gänge als beim BR461. Die maximale Endgeschwindigkeit ist elektronisch abgeriegelt und liegt serienmäßig bei 120 km/h. Der neue Antriebsstrang verspricht eine deutlich höhere Performance, gleichzeitig hat man den durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch reduziert.

Der permanente Allradantrieb, kombiniert mit drei mechanischen Differentialsperren, einem 2-Gang Verteilergetriebe, hoher Achsverschränkung und großen 16 Zoll Rädern die Voraussetzung für eine sehr hohe Mobilität in jedem Gelände. In Zahlen ausgedrückt sind dies 70 cm Watfähigkeit und 100% Steigfähigkeit. Diese Fahrperformance erfordert, dass die Fahrzeuge serienmäßig mit ESP und ABS ausgestattet sind. Dies reduziert die Unfallgefahr und hilft den Soldaten die Technik zu beherrschen.

ENOK AB, oder CARACAL als Angebot für das Projekt Luftlandeplattform. (Foto: ACS)

Im Vergleich zum Vorgängermodell bietet die Kabine mehr Platz für die beiden Besatzungsmitglieder. Der Schalthebel entfällt und ist Mercedes-typisch ans Lenkrad gewandert. Dies bedeutet, dass auf der Mittelkonsole viel mehr Platz ist, z.B. für den Einbau der Funkgeräteausstattung.

Eine Finesse der Bordelektrik ist der Emergency Override Switch (EOS), welche dem Fahrer ermöglicht die Motorsteuerung bei Fehlermeldungen zu übersteuern und trotz Notbetrieb weiterhin Leistung abzurufen. Das Risiko eines Motorschadens wird dabei in Kauf genommen. Dies ist eine durch die Einsatzkräfte – vor allem Spezialkräfte und spezialisierten Kräfte – geforderte Fähigkeit. In Gefährdungslagen und unter Beschuss im Einsatz darf das Fahrzeug z.B. aufgrund eines Schadens im Kühler oder schlechtem Treibstoff die Leistung und Funktion nicht automatisch herunterregeln. Dann geht es nur noch darum, zwischen sich und dem Gegner Abstand zu schaffen. Das in Sicherheit bringen der Einsatzkräfte geht vor einen möglichen Schaden am Fahrzeug. Viele Nutzer haben daher seit langem einen sog. Override-Schalter gefordert, bei den vor allem für eine zivile Nutzung ausgelegten Motoren, war diese „Nachrüstung“ jedoch extrem aufwendig und teuer. Mit EOS kommt Mercedes dieser wichtigen Nutzerforderung jetzt nach.

Auffällig ist die ungewöhnlich dimensionierte Stoßstange. Sie ist notwendig, um die leistungsstarke Kühlung zu schützen und zu integrieren. Das Fahrzeug ist bestens für den Winter- und Wüsteneinsatz gerüstet. Ein Zugmaul ist ebenfalls in der Stoßstange integriert, um z.B. eine Seilwinde anzubringen.

Das Mercedes G-Chassis als 6×6 für mehr Nutzlast. (Foto: Australische Streitkräfte)

In eine neue Dimension stößt die BR464 im Bereich der Nutz- und Anhängelast. Mercedes gibt als verfügbare Nutzlast für das Fahrgestell mit geschlossener Einzelkabine 2.500 kg an. Die Anhängelast, ausgewiesen mit 3.500 kg, setzt neue Maßstäbe in dieser Fahrzeugklasse. Dies ermöglicht den Transport von bis zu vier 1.000kg schweren Paletten.

Obwohl das Fahrgestell um wenige Zentimeter gewachsen ist, kann der G mit entsprechender Karosserie als Innenlast in den aktuellen mittleren Hubschraubermustern geflogen werden, natürlich auch in den kommenden STHs.

Diese Fakten, verbunden mit der legendären Zuverlässigkeit des G prädestinieren ihn zum militärisch genutzten Geländewagen. Seit den 80er Jahren wird er inner- und außerhalb der NATO von einer Vielzahl von Streitkräften genutzt. Es dürfte kaum eine Waffengattung existieren, die nicht zumindest eine G-Variante genutzt hat. Mercedes Benz ist mit GM der einzige Fahrzeug-OEM in der NATO, der 100% militärische Fahrzeuge anbietet.

Ebenso meistert der „G“ das breite Spektrum der Klimazonen, definiert in der NATO STANAG 2895. Beginnend bei den heißen Zonen (A1, A2 oder A3), über die kalten Zonen (C0, C1, C2 oder C3), bis hin zu den tropisch-feuchte Zonen (B1, B2 oder B3).

Eine bekannte und beispielhafte Nutzernation ist Norwegen. Der G kommt zum Einsatz bei der Heimwehr (Heimevernet), dem norwegischen Militär bis hin zu den Spezialkräften (Forsvarets Spesialkommando). Der G bewährt sich im Norden Norwegens und in den heißen, trockenen Wüstenzonen.

Mercedes G 350 d als Mannschaftstransportwagen oder Logistikfahrzeug, wie auf der Eurosatory gezeigt. (Foto: AF)

Im direkten Vergleich:

BaureiheMotorNutzlastAnhänge- Last  Tankvolumen / ReichweiteEOSLxBxH mm
BR 4613,0l Turbo Diesel 184 PS 400 NM900 kg2.600 kg  96 Liter / > 600km Zusatztank als Optionnein4.817 x 1.913 X 1.800
BR 4643.0l Turbo Diesel 249 PS 600 NMStationwagen BA 06 1.000kg   Single-Kabine BA09 2.500 kg3.500 kg96 Liter / > 600km Zusatztank als Option  ja5.000 x 2.000 x 2.000 (abhängig von der Konfiguration/ Aufbau)

Da die BR464 weiterhin auf den bewährten Leiterrahmen aufbaut, bietet sich dieses Fahrgestell zum Aufbau verschiedenster Spezialverwendungen, wie geschützter- oder Luftlandefahrzeuge an. Mercedes plant das Chassis mit Motor, Getriebe, etc. an Aufbauhersteller zu veräußern.

Ende Oktober 2022 wurde vom BAAINBw die Ausschreibung für das Programm Einsatzsystem Luftlandeplattform (LLP) veröffentlicht. Gerade wurde die Abgabefrist bis Ende Dezember 2022 verlängert. Der von ACS entwickelte ENOK AB (Airborne) wird durch das Konsortium Rheinmetall, Mercedes und ACS auf Basis der BR464 als CARACAL angeboten werden. Aktuell sind mindestens 12 Varianten geplant, für fünf davon erwartet das BAAINBw ein Angebot.

Dazu hat ACS, im Konsortium verantwortlich für Aufbau und Integration, einen modularen Spaceframe (MSF) entwickelt, mit welchem das Missionsspektrum abgedeckt werden kann. So kann aus einer Diensthundevariante auch eine Sanitätsvariante gebaut werden.

Durch die Nutzung von verschraubten Aluminium-Strangprofilen kann der Aufbau auch im Feld an die geforderte Besatzungsstärke und Missionsausstattung angepasst werden. Der MSF maximiert die Modularität bei geringem Gewicht und hoher Sicherheit.

ENOK AB bei Verladeübungen mit einer Airbuis C295 in Tschechien. (Foto CZ MoD)

Dieser Aufbau wurde bereits von anderen NATO/EU Nationen beschafft. So haben die tschechischen Streitkräfte den ENOK AB für ihre Spezialkräfte (601. skupina speciálních sil generála Moravce /601. Special Forces Group) beschafft. Mittlerweile ist er bei mindestens drei Armeen in Nutzung.

Auch für die Nachfolge WOLF und GREENLINER der Bundeswehr wird der „neue G“ als Favorit gehandelt. Der G ist eng mit der Bundeswehr verbunden und leistet seit Jahrzehnten treuen Dienst für die Soldaten.

Zusammengefasst darf gesagt werden, dass der neue G das Potential besitzt, um die Erfolgsgeschichte des Mercedes Geländewagens in den Streitkräften weltweit fortzuschreiben.

ENOK AB/CARACAL wie er während des KSK Symposiums gezeigt wurde. (Foto: AF)

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