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Großer Zapfenstreich für Generalinspekteur Eberhard Zorn in Berlin | Wehrtechnik

Großer Zapfenstreich für Generalinspekteur Eberhard Zorn in Berlin

25/04/2023

„Hinterm Horizont geht’s weiter“, der Song von Udo Lindenberg blickte symbolisch über ein ganzes Leben als Soldat: Generalinspekteur Eberhard Zorn nahm seinen Abschied. Zorn hatte das Lied als eines von den drei Musikstücken ausgewählt, die er zum Großen Zapfenstreich zu seinen Ehren an seinem Dienstende auswählen durfte. Der Saarländer hat eine Dienstzeit von vier Jahrzehnten in der Bundeswehr mit einem weiten Horizont hinter sich: Seine Laufbahn begann 1978 in der Artillerieschule Idar-Oberstein, setzte sich in einer französischen und deutschen Generalstabsausbildung fort. Auslandseinsätze folgten auf dem Balkan. Herausragend seine Verwendung als Kommandeur der Luftlandebrigade 26 „Saarland“ in Saarlouis und 2014/15 der Division Schnelle Kräfte in Stadtallendorf. 2018 berief ihn Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen zum 16. Generalinspekteur (GI) der Bundeswehr. Erlebt hat Zorn den Wandel der Bundeswehr vom Kalten Krieg über die Annäherung von Ost und West nach dem Ende der Teilung Deutschlands bis hin zur Einsatzarmee in Afghanistan oder an der Nato-Ostflanke. Eine „erfolgreiche Laufbahn in der Bundeswehr“ nannte es Verteidigungsminister Boris Pistorius bei der Verabschiedung zu Recht.

Großer Zapfenstreich zu Ehren des ehemaligen Generalinspekteurs der Bundeswehr, General a.D. Eberhard Zorn, im Bundesministerium der Verteidigung in Berlin, am 17.04.2023. General Eberhard Zorn mit Ehefrau Petra sowie Verteidigungsminister Boris Pistorius traten gemeinsam mit dem neuen Generalinspekteur, General Carsten Breuer, vor die geladenen Gäste. (Alle Fotos: Bundeswehr/Sebastian Wilke)

Auf dem Paradeplatz des Bendlerblocks in Berlin stand der erste Offizier der Bundeswehr nun auf einem kleinen roten Podest. Gemeinsam mit seinem Nachfolger Carsten Breuer und dem neuen Minister Pistorius, der ihn aus dem Amt entlassen hat. Zorn bewahrte bei Nieselregen und Aprilkälte vor den Soldaten und Soldatinnen des Wachbataillons Haltung. Ihm war es in seiner Amtszeit seit 2018 herausragend gelungen, echte Nähe zur Truppe zu finden, ihren Alltag zu verstehen und mit klarer Sprache Versäumnisse und Mängel zu benennen. Als „Saarländische Gelassenheit“ hatte Pistorius die Art des Vier-Sterne-Generals bezeichnet. Aber es ist weit mehr: eine klare soldatische Haltung. Zorn hat angekündigt, künftig nicht in Talkshows aufzutreten wie mancher seiner Vorgänger. Auch wolle er nicht Mandate in der EU oder in der Industrie übernehmen. Kameradschaft will gelebt sein, so sein Diktum.

Der Große Zapfenstreich begann als feierliches Abendzeremoniell mit dem Einzug von Fackelträgern in Marineuniform, die wie an einer „Perlenkette“ aufgereiht auf dem Paradeplatz aufmarschierten. Kurz darauf folgte das Wachbataillon – in Berlin hat es übrigens eine Sollstärke von 1.000 Mann – mit seinen Soldatinnen und Soldaten. Zuletzt zog das Stabsmusikkorps mit Spielmannszug ein, das von Oberstleutnant Reinhard Kiauka dirigiert wurde. Nach dem Kommando „Großer Zapfenstreich – stillgestanden“ folgte der Marsch des Yorckschen Korps und die Meldung des zu Ehrenden. Zur darauffolgenden Serenade hatten Zorn und seine Frau drei Musikstücke ausgewählt: der Song von Udo Lindenberg, Gabriel’s Oboe von Ennio Morricone und The Final Countdown von der Band Europe, in dem es soldatisch nüchtern heißt: „We are leavin together – it‘s the final countdown.

Zorns großes Verdienst ist, die Aufgaben der Bundeswehr auf die Landes- und Bündnisverteidigung zurückgeführt zu haben. In einem Tagesbefehl vom 1. März 2022 umreißt der Generalinspekteur die militärische Kontur: „Wir leben in Zeiten des weltpolitischen Umbruchs. Der rücksichtslose Angriffskrieg des russischen Präsidenten gegen die Ukraine hat eine neue Realität geschaffen, die unsere Gesellschaft und auch die Bundeswehr tiefgreifend verändern wird.“ Auf den Bruch des Völkerrechts habe die transatlantische Wertegemeinschaft geschlossen reagiert: Neben den Wirtschaftssanktionen seien eine Aktivierung der regionalen Verteidigungspläne erfolgt und entlang der Ostflanke wurde insbesondere die Verlegebereitschaft für die „NATO Response Force“ erheblich verkürzt worden. Erste Einheiten werden in Kürze verlegt.

Großer Zapfenstreich zu Ehren des ehemaligen Generalinspekteurs der Bundeswehr, General a.D. Eberhard Zorn, im Bundesministerium der Verteidigung in Berlin, am 17.04.2023.

Dann nennt er die die Aufstockung der „Enhanced Forward Presence Battlegroup“ um rund 350 Soldatinnen und Soldaten in Litauen und das Engagement mit Eurofightern im „Air Policing South“. Auch sei der ständige maritimem Einsatzverband der Nato in der Ostsee um eine Korvette verstärkt. Mit einem Flottendienstboot, dem Einsatz von Tornado-Aufklärungsjets und Seefernaufklärern P3C Orion sowie einem Minenjagdboot.

Nach dem Beschluss der Bundesregierung würden nun die Streitkräfte der Ukraine nicht nur mit militärischer Ausrüstung, sondern auch mit Waffen unterstützt. Alle Kräfte werden verstärkt und unterstützt durch Truppenteile der Streitkräftebasis, des Sanitätsdienstes und des Cyber- und Informationsraums.

Deshalb stellte der GI fest, dass die Bundeswehr „in allen Dimensionen schnell zusätzliche Kräfte zur Abschreckung an der Ostflanke bereitgestellt hat und bei Bedarf weiter bereitstellen wird.“ Mit Blick auf das Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr mahnte er zugleich: „Geld ist dabei aber nicht alles.“ Gleichzeitig müssten bürokratische Hürden abgebaut, Strukturen modernisiert und die Einsatzbereitschaft der Truppe in der Fläche schnell und sichtbar erhöht werden. Mit positiver Motivation fuhr der militärische Führer fort: „Auf die Frauen und Männer der Bundeswehr ist Verlass, ohne Wenn und Aber. Wir haben unsere Leistungsfähigkeit und Bündnissolidarität in den vergangenen Tagen und Wochen eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Das ist vor allem Ihrem beherzten Engagement zu verdanken. Sie legen in beispielgebender Art und Weise genau das Mindset an den Tag, das wir im Angesicht des Krieges in Europa brauchen […] in dieser schweren Zeit stehen wir zusammen. Jeder und jede von uns zählt im Kampf für den Frieden. Ich habe großen Respekt vor dieser Leistung und danke Ihnen für Ihren Einsatz!“

Mit dem preußischen Zapfenstreichmarsch, den Kavalleriesignalen und Spielstücken der Trommler und Pfeifer als Zeichen von Verbundenheit und Zusammengehörigkeit der Streitkräfte ging das militärische Szenario weiter. Beim Kommando „Helm ab zum Gebet“ nahmen die Soldaten der Ehrenformation ihre grün-schwarzen Helme auf die Brust. Das ursprünglich fromme Andachtslied „Ich bete an die Macht der Liebe“ des Predigers Gerhard Tersteegen aus dem Jahr 1750 reicht weit über seinen christlichen Anspruch hinaus. Denn hier wird Liebe als ein bestimmendes Moment des menschlichen Zusammenlebens propagiert. Es überhöht dabei bewusst die Eigenschaft einer Gemeinschaft (auch der von Soldatinnen und Soldaten), um Zusammengehörigkeit und Kameradschaft als Grund allen humanen Zusammenseins zu empfinden.

Die 450 Gäste auf der Besuchertribüne erhoben sich bei den Klängen der deutschen Nationalhymne und sangen sie mit. Unter ihnen zahlreiche Ministerinnen und Minister, Abgeordnete, die Wehrbeauftragte Högl, Exzellenzen und Eminenzen, Kameraden, Amtskollegen und -kolleginnen. Die Stabsmusiker und Soldaten des Wachbataillons verließen nacheinander das Präsentierfeld. Es folgte ein letztes Zeremoniell: Die Ausfahrt des in den Ruhestand versetzten höchsten Offiziers der Streitkräfte: Die Ehreneskorte der 13. Kompanie des Feldjägerregiments 1 mit insgesamt neun Motorrädern mit zuckenden Blaulichtern in perfekter Symmetrie preschte heran. In der hier herrschenden Dunkelheit verlangt der Auftritt von den Feldjägern volle Konzentration und Zusammenspiel. Den Maschinen folgten die schweren Limousinen, die den ausgeschiedenen Generalinspekteur a.D., seinen Nachfolger Breuer und Verteidigungsminister Pistorius vom Bendlerblock buchstäblich in eine neue Zukunft transportierten. Bei Abfahrt hatten die Gäste mit minutenlangem Beifall dem Saarländer für seine 45-jährige Militärkarriere Respekt gezollt. Zuletzt blieben die Fackelträger der „Perlenkette“ auf dem Platz: Als Letzte marschierten sie in die Dunkelheit ab.

Autor: Roger Töpelmann

Dr. phil. Roger Töpelmann war bis 2020 Sprecher des evangelischen Militärbischofs mit Sitz in Berlin und ist freier Journalist. Der Theologe war von 1999 bis 2014 Pressesprecher für die Evangelische Kirche in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden und zuvor Pfarrer in Frankfurt am Main.

Stefan Nitschke

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