Die Rheinmetall Battlesuite ist eine digitale Plattform, die vernetzte militärische Systeme integriert und den Streitkräften eine überlegene Operationsführung ermöglichen soll Foto: Rheinmetall AG

Rheinmetall Battlesuite – Digitale Dominanz durch vernetzte Gefechtsführung

Lutz Krieg

Die Rheinmetall Battlesuite ist eine digitale Plattform, die vernetzte militärische
Systeme integriert und den Streitkräften eine überlegene Operationsführung
ermöglichen soll.

Foto: Rheinmetall AG

Die moderne Operationsführung ist geprägt von Geschwindigkeit, Datenflut und Interoperabilität. Klassische C2-Systeme stoßen an ihre Grenzen, wenn es um die Integration bemannter und unbemannter Systeme, die Echtzeitvernetzung von Kräften oder den Umgang mit hybriden Bedrohungen geht. Mit der Battlesuite stellte Rheinmetall auf der AFCEA Fachausstellung 2025 in Bonn am 27. und 28. Mai eine technologische Plattform vor, die genau an dieser Schnittstelle ansetzt – und den Anspruch erhebt, das digitale Rückgrat moderner Gefechtsführung zu werden.

Rheinmetall verfolgt mit der Battlesuite einen Multi-Layer-Ansatz, der menschliche Intelligenz und Kreativität mit künstlicher Intelligenz, konventionellen Waffensystemen und unbemannten Plattformen kombiniert – für eine ganzheitliche, digital vernetzte Kriegführung der nächsten Generation.

Ein modularer Kern für taktische Dominanz


Herzstück der Battlesuite ist der sogenannte Tactical Core, ein modulares Betriebssystem, das in Zusammenarbeit mit dem Spezialisten blackned entwickelt wurde. Es funktioniert nach dem Prinzip eines sicheren App-Ökosystems: Anwendungen für Kommunikation, Lagebild, Sensorik oder KI lassen sich auf dieser Plattform orchestrieren – angepasst an Nutzerrolle, Einsatzumfeld und Sicherheitsstufe.

Die Architektur folgt dem Prinzip: One Network, One Picture, One Truth. Alle Akteure – vom Truppführer bis zum operativen Führungszentrum – greifen auf ein konsistentes, synchronisiertes Lagebild zu. Das reduziert Reibungsverluste, erhöht die Entscheidungsgeschwindigkeit und ermöglicht die Führung in dynamischen Lagen.

Die Battlesuite ersetzt klassische C2-Systeme (Command and Control), also Führungs- und Leitsysteme, durch eine digitale, hochvernetzte Lösung: Statt isolierter Informationsinseln entstehen durchgängige, taktisch nutzbare Datenräume für die Planung, Koordination und Steuerung militärischer Kräfte.


Künstliche Intelligenz als Entscheidungshilfe

Die Battlesuite nutzt KI-gestützte Analyseverfahren, um taktische und operative Entscheidungen datenbasiert zu unterstützen. Eingehende Informationen werden durch intelligente Modelle vorverarbeitet, bewertet und in praxistaugliche Visualisierungen überführt. Ziel ist nicht die Ersetzung des Menschen, sondern dessen gezielte Entlastung: Frühzeitiges Erkennen von Mustern, Priorisierung von Bedrohungen und Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen sind integrale Bestandteile des Systems.

Dank der Fähigkeit zur Synchronisation auch bei instabiler Netzverbindung („self-healing data sync“) bleibt die Einsatzfähigkeit auch in gestörten Kommunikationsumgebungen erhalten.

Cybersicherheit, Resilienz und Interoperabilität

Von Beginn an wurde die Battlesuite für hochsicherheitsrelevante Einsatzumgebungen konzipiert. Sie unterstützt sowohl Multi-Domain- als auch Multi-Security-Operationen – das heißt, klassifizierte und unklassifizierte Datenströme lassen sich parallel und sicher getrennt verarbeiten. Durch Offenlegung der Architektur für Behörden (Open Source) ist die nationale Anpassung ebenso möglich wie eine Zertifizierung nach staatlichen Cyber-Standards.

Zudem ist die Plattform mit bestehenden taktischen Funknetzen, mobilen IP-Strukturen sowie künftigen 5G-Campusnetzen kompatibel. Die strategische Zusammenarbeit mit Nokia unterstreicht die Ambition, robuste, hochmobile Gefechtsnetze der nächsten Generation bereitzustellen.

MUM-T, C4ISR und mehr – ein System für viele Rollen

Die Battlesuite ist plattformunabhängig nutzbar: in Führungsfahrzeugen, stationären Leitstellen, auf Schiffen oder in unbemannten Systemen. Besonders hervorgehoben wurde auf der AFCEA ihre Fähigkeit zur Integration von MUM-T (Manned-Unmanned Teaming) – also der koordinierten Zusammenarbeit zwischen bemannten und unbemannten Einheiten. Dies ermöglicht etwa die automatische Sensorfusion oder die Zuweisung von Zielen an Drohnen in Echtzeit.

Rheinmetall auf der AFCEA 2025 in Bonn: Am Stand des Unternehmens wurden verschiedene Komponenten der Battlesuite präsentiert – darunter taktische Aufklärungsdrohnen, Visualisierungssysteme und eine integrierte Lagebilddarstellung zur Demonstration vernetzter Operationsführung. (Foto: Lutz Krieg / Mönch Verlag)
Rheinmetall auf der AFCEA 2025 in Bonn: Am Stand des Unternehmens wurden verschiedene Komponenten der Battlesuite präsentiert – darunter taktische Aufklärungsdrohnen, Visualisierungssysteme und eine integrierte Lagebilddarstellung zur Demonstration vernetzter Operationsführung. (Foto: Lutz Krieg / Mönch Verlag)

Darüber hinaus deckt die Battlesuite zentrale Elemente des C4ISR-Ansatzes ab (Command, Control, Communications, Computers, Intelligence, Surveillance and Reconnaissance). Sie verknüpft Führungsfähigkeit, Kommunikation, Aufklärung und Lageauswertung in einem durchgängigen System – verfügbar auf robusten Tablets, stationären Arbeitsplätzen oder sogar Augmented-Reality-Displays.

 

Einordnung und Ausblick

Mit der Battlesuite positioniert sich Rheinmetall konsequent als Systemanbieter digitaler Verteidigung. In einer Zeit, in der Informationsüberlegenheit operativ entscheidend wird, liefert die Battlesuite eine skalierbare, sichere und KI-gestützte Antwort auf die Herausforderungen moderner Gefechtsführung.

Die Vorstellung auf der AFCEA 2025 hat gezeigt: Rheinmetall geht über klassische Rüstung hinaus und entwickelt eine Plattform, die technologische Souveränität, Interoperabilität und Cybersicherheit auf einem neuen Niveau vereint – als Grundlage für die vernetzte Operationsführung der nächsten Dekade. Die Digitalisierung und Vernetzung stärken dabei nicht nur die operative Flexibilität, sondern auch die Nachhaltigkeit in der Ressourcenplanung und -anwendung.

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