Wasserstoff
Eine strategische Perspektive für die Energieautonomie der Bundeswehr
Grüner Wasserstoff ist ein Schlüsselelement auf dem Weg zur Klimaneutralität Deutschlands bis 2045. Damit kann langfristig Energie gespeichert und zur Stabilisierung der Energieversorgung beigetragen werden. Durch die Verwendung erneuerbarer Energien bei der Wasserstoffproduktion können die Umweltauswirkungen minimiert und eine nachhaltige Energieversorgung erreicht werden. Die CO2-Neutralität – Decarbonisierung – ist das Ziel. Auch bei der Bundeswehr.
Die Weichen sind gestellt!
Die Streitkräfte sind auf eine verlässliche Mobilität – und somit Energieversorgung – angewiesen. Derzeit sorgen primär fossile Brennstoffe für das geforderte Maß an Mobilität. Das gilt insbesondere für Einsatz- und Gefechtsfahrzeuge. Aber auch Liegenschaften und mobile Feldlagerinfrastrukturen sind davon betroffen. Das ändert sich mit den Vorgaben für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Damit kommen synthetische Kraftstoffe ins Spiel.
Ein „Positionspapier zur Notwendigkeit der Nutzung von synthetischen Kraftstoffen“ vom März 2022 stellt klar, dass es hierfür verschiedener Maßnahmen bedarf. Vorrangiges Ziel bleibt es, wie aus dem Papier des BMVg und dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat zu entnehmen ist, „die Entwicklung, Zulassung, Herstellung und Verteilung synthetischer Kraftstoffe aus 100% erneuerbarem Strom auf der Grundlage der bestehenden Normen und Richtlinien und unter Einbindung der zuständigen Gremien schnell voranzutreiben.“ Zusammengefasst bedeutet dies, dass die derzeit zur Erreichung der Mobilität eingesetzten fossilen Brennstoffe schrittweise durch alternative Kraftstoff- und Antriebsformen ersetzt werden sollen. Die gewünschte CO2-Neutralität kann durch den Einsatz von grünem Wasserstoff und seinen Folgeprodukten tatsächlich erreicht werden.
Gefordert wird dies in der bereits im Sommer 2020 durch die damalige Große Koalition verabschiedeten „Nationalen Wasserstoffstrategie“, kurz NWS. Damit sollen Anreize für private Investitionen in die wirtschaftliche und nachhaltige Erzeugung, den Transport und die Nutzung von grünem Wasserstoff geschaffen werden. Dank dieser Positionierung und der Bereitstellung von staatlichen Fördermitteln konnten viele Entwicklungslücken bereits geschlossen werden. Deutschland sieht sich hier gut aufgestellt. Schon heute gibt es im Bereich Wasserstoff zahlreiche interessante Entwicklungen, vor allem im zivilen Bereich. Allerdings muss angemerkt werden, dass von einem Durchbruch von grünem Wasserstoff auf den Weltmärkten noch nicht die Rede sein kann. In Deutschland stehen aktuell einzelne Installationen auf Pilotanlagenniveau zur Herstellung von grünem Wasserstoff zur Verfügung.
Energieautonomie!
Der Konzern Rheinmetall hat mit seiner Initiative „GigaPtX“ ein ambitioniertes Projekt zur Entwicklung von synthetischen Kraftstoffen für militärische Anwendungen angestoßen. Die Idee dahinter ist, eine zuverlässige Energieversorgung für die Streitkräfte in Europa zu gewährleisten, insbesondere im Kriegsfall, wenn herkömmliche Kraftstofflieferketten unterbrochen werden könnten. Die wichtigsten Eckpunkte lauten:
„Giga-PtX zielt darauf ab, synthetischen Kraftstoff aus Wasserstoff, CO2 und Elektrizität herzustellen, der im militärischen Einsatz verwendet werden kann. Dieser Kraftstoff kann die Energieversorgung der Streitkräfte sicherstellen, ohne auf fossile Brennstoffe angewiesen zu sein.
Das Projekt „GigaPtX“ sieht die Einrichtung mehrerer dezentraler Produktionsanlagen vor, die in der Nähe von Militäreinheiten oder Pipelines installiert werden. Diese Anlagen kombinieren Energieerzeugung, Wasserstoffproduktion, CO2-Zufuhr und Kraftstoffsynthese. Sie nutzen erneuerbare Energiequellen und können mehrere tausend Tonnen Kraftstoff pro Jahr produzieren.
Rheinmetall arbeitet hierbei eng mit dem Technologiepartner INERATEC zusammen, um diese fortschrittliche Technologie zu entwickeln und zu skalieren. Seit dem 17. Juni 2024 präsentiert Rheinmetall in der Demonstrationszone die Leistungsfähigkeit des synthetischen Kraftstoffs, der aus Wasserstoff, CO2 und Elektrizität hergestellt wird. „War-ready fuel supply“ wird somit zur Realität.
Stefan Nitschke