Ein polnischer M1A2 SEPv3 Abrams beim Scharfschießen auf dem
Truppenübungsplatz Biedrusko in Polen.
Foto: © Polska Zbrojna
Truppenübungsplatz Biedrusko, Polen – Die polnischen Landstreitkräfte haben Anfang April 2025 erstmals auf heimischem Boden Schießtests mit dem Kampfpanzer M1A2 SEPv3 Abrams durchgeführt. Die Erprobung auf dem Truppenübungsplatz Biedrusko markiert einen bedeutenden Meilenstein in der Integration dieses hochmodernen US-amerikanischen Waffensystems in die polnischen Streitkräfte.
Strategische Beschaffung zur Ablösung sowjetischer Altbestände
Mit dem Ziel, veraltete T-72- und PT-91-Panzer schrittweise außer Dienst zu stellen, hatte Polen 2021 insgesamt 250 Kampfpanzer des Typs M1A2 SEPv3 bestellt. Die hochmodernen Fahrzeuge sollen nicht nur die Gefechtskraft der polnischen Armee deutlich steigern, sondern auch die Interoperabilität mit NATO-Partnern verbessern.
Zusätzlich beschaffte Polen 116 M1A1 Abrams, deren Auslieferung bereits 2023 begann. Diese zweigleisige Beschaffungsstrategie erlaubt eine rasche Fähigkeitssteigerung bei gleichzeitiger langfristiger Modernisierung der Panzertruppe.
M1A2 SEPv3 – Ein Plattform der neuesten Generation
Der M1A2 SEPv3 („System Enhanced Package Version 3“) stellt die derzeit leistungsfähigste Variante der Abrams-Familie dar. Zu den wichtigsten Merkmalen zählen:
- Ein modernes Feuerleitsystem
- Kompatibilität mit Advanced Multi-Purpose (AMP)-Munition
- Verbesserte Panzerung und Überlebensfähigkeit
- Eine offene Elektronikarchitektur für zukünftige Upgrades
- Verbesserte Energieversorgung und Vernetzung
Dank seiner 120-mm-Glattrohrkanone und fortschrittlicher Zielsysteme kann der Panzer eine Vielzahl konventioneller und asymmetrischer Bedrohungen hochpräzise bekämpfen.
Nachfolgend die wichtigsten Leistungsdaten des M1A2 SEPv3 im Überblick:
Technische Eckdaten des M1A2 SEPv3 Abrams
- Besatzung: 4 Soldaten (Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze, Fahrer)
- Gefechtsgewicht: ca. 66,8 Tonnen
- Hauptbewaffnung: 120 mm M256 Glattrohrkanone, kompatibel mit AMP-Munition
- Sekundärbewaffnung: 1× 12,7 mm M2 MG, 2× 7,62 mm MG
- Antrieb: Honeywell AGT1500 Gasturbine mit 1.500 PS
- Höchstgeschwindigkeit: ca. 67 km/h (Straße), 40–50 km/h im Gelände
- Reichweite: ca. 425 km
- Panzerung: Verbundpanzerung mit optionalem Reaktivschutz
- Feuerleitsystem: Digitale Zielerfassung, Hunter-Killer-Fähigkeit, 3rd Gen FLIR
- Elektronik: Modulare Systemarchitektur für zukünftige Upgrades
- Munitionsarten: u. a. AMP, APFSDS, HEAT, Canister
- Besonderheiten: Verbesserte Energieversorgung, leistungsgerechte Sensorintegration, Cyberresilienz
Ausbildung und Integration
Bereits Ende 2021 begannen polnische Besatzungen mit ihrer Ausbildung in den USA. Seit Mitte 2022 dient die Abrams-Ausbildungsakademie in Posen als nationales Ausbildungszentrum für Taktik, Bedienung und Instandhaltung.
Die nun durchgeführten Schießübungen zeigen nicht nur die Einsatzreife der Systeme, sondern auch deren erfolgreiche Einbindung in bestehende Strukturen und Verfahren.
„Die Erprobung zeigt: Polen beschafft nicht nur neue Technik – sie steht für einen grundlegenden Wandel in der Gefechtsführung im Panzerkampf“, heißt es aus Verteidigungskreisen in Warschau.
Bedeutung für die NATO und strategische Implikationen
Mit der Einführung der Abrams-Plattform sendet Polen ein klares Signal: Das Land ist entschlossen, seine Abschreckungsfähigkeit an der Ostflanke der NATO konsequent auszubauen. Mit einer der größten und modernsten Panzerflotten Europas unterstreicht Warschau seine Rolle als sicherheitspolitischer Eckpfeiler in der Region.
Die Abrams-Beschaffung ist Teil eines umfassenden Modernisierungsprogramms, das auch neue Artilleriesysteme, Luftabwehr (z. B. Patriot und NAREW) sowie die Einführung von F-35-Kampfflugzeugen umfasst.
Fazit
Mit dem erfolgreichen ersten Scharfschießen der M1A2 SEPv3-Panzer auf polnischem Boden beginnt für die polnischen Streitkräfte eine neue Ära in der Gefechtsfeldmobilität und Panzerabwehr. Die Abrams-Beschaffung ist dabei mehr als ein technologisches Upgrade – sie ist ein geopolitisches Bekenntnis zur Verteidigung Europas und zur Partnerschaft mit den USA.
In einer sich wandelnden Sicherheitslage in Osteuropa unterstreicht Polen mit dieser Investition seine Bereitschaft, aktiv zur Stabilität und Sicherheit im NATO-Raum beizutragen.