Abschluss mit Fackelschein und Musik: Die feierliche Serenade auf der Hardthöhe würdigte die Verdienste der außer Dienst gestellten Kommandos und setzte einen symbolträchtigen Schlusspunkt unter den historischen Strukturwandel der Bundeswehr. Auf dem Podest stehend (von rechts nach links): Generalmajor Lüth, Generaloberstabsarzt Dr. Hoffmann, Generalinspekteur General Breuer und Generalleutnant Funke.
Foto: © Lutz Krieg / Mönchverlag
Mit einem feierlichen Appell auf der Hardthöhe in Bonn hat die Bundeswehr am 29. April 2025 gleich drei markante Strukturentscheidungen vollzogen: Das Kommando Streitkräftebasis (KdoSKB) und das Kommando Sanitätsdienst (ZSanDstBw) wurden außer Dienst gestellt, während zeitgleich das neue Unterstützungskommando der Bundeswehr (UstgKdoBw) in Dienst gestellt wurde. Dieser Schritt markiert einen zentralen Meilenstein in der Neuausrichtung der Bundeswehr auf den Kernauftrag der Landes- und Bündnisverteidigung – eine Reaktion auf die sicherheitspolitische Zeitenwende.
Ein Appell mit Signalwirkung
Verteidigungsminister Boris Pistorius betonte in seiner Rede die sicherheitspolitische Notwendigkeit der Reform. Die neue Struktur ermögliche eine klarere Verantwortungsteilung, erhöhe die Reaktionsgeschwindigkeit und verbessere die Durchhaltefähigkeit der Bundeswehr im Ernstfall. „Ohne Sie rollt kein Panzer, fliegt kein Flugzeug und fährt kein Schiff“, sagte Pistorius mit Blick auf alle Angehörigen des neuen Unterstützungskommandos. Sie seien „die Möglich-Macher der Bundeswehr“, denn ohne sie funktioniere kein Einsatz, keine Ausbildung, keine Versorgung.
Generalinspekteur Carsten Breuer erinnerte an die jahrzehntelangen Leistungen der bisherigen Kommandos. Beide hätten die Bundeswehr „getragen, versorgt, geschützt und befähigt“. Es sei falsch zu denken, dass das, was außer Dienst gestellt wird, nicht erfolgreich gewesen sei. Im Gegenteil: „Die SKB war eine Bank, eine Brücke, ein Motor – sie hat geliefert“, so Breuer.
55.000 Frauen und Männer unter einem neuen Dach
Mit der Aufstellung des neuen Unterstützungskommandos erhalten rund 55.000 Soldatinnen, Soldaten und zivile Beschäftigte eine neue militärische Heimat. Über 300 Dienststellen in ganz Deutschland, von der Logistik über das Wachbataillon bis zur ABC-Abwehr und dem Sanitätswesen, sind künftig in einem gemeinsamen organisatorischen Rahmen vereint. Ziel ist es, Unterstützungsleistungen gebündelt, effizienter und einsatzorientierter zu steuern.
Generalleutnant Gerald Funke übernimmt das Kommando über den neuen Organisationsbereich. Generaloberstabsarzt Dr. Ralf Hoffmann bleibt Inspekteur des Sanitätsdienstes und fungiert künftig zugleich als stellvertretender Befehlshaber des Unterstützungskommandos sowie als wehrmedizinischer Berater des Ministers.

Die Leistung bleibt – das Dach ändert sich
Die Außerdienststellung der SKB markiert das Ende eines Bereichs, der seit seiner Gründung im Jahr 2000 zu den tragenden Säulen der Bundeswehr gehörte. Kein Auslandseinsatz, keine Übung, keine logistische Bewegung wäre ohne die Streitkräftebasis möglich gewesen. Sie baute Feldlager, verlegte Container, organisierte Transporte, stellte die Feldpost, sorgte für Versorgung, Absicherung und Kommunikation – oft als erste vor Ort und als letzte beim Rückbau. Auch die Ausbildung ukrainischer Soldaten auf deutschem Boden lag organisatorisch und logistisch in ihrer Verantwortung.
Die SKB war damit nicht nur Rückgrat, sondern auch Wegbereiterin neuer Strukturen – etwa bei der Aufstellung des Kommando Cyber- und Informationsraum 2017. Für all das gebühre ihr „höchster Respekt und aufrichtiger Dank“, wie Pistorius betonte.
Gleiches gilt für den zentralen Sanitätsdienst. Seit Jahrzehnten stellt er die medizinische Einsatzbereitschaft der Bundeswehr sicher – weltweit und unter Einsatzbereitschaft im Gefecht. Seine Expertise reichte von der Erdbebenhilfe in Marokko (1960) über die „Engel von Phnom Penh“ bis zu Kampfeinsätzen in Afghanistan. Jüngst unterstützte der Sanitätsdienst während der Corona-Pandemie im Inland und bei der Erdbebenhilfe in der Türkei.
„Dank Ihnen ist Deutschland heute eine führende Nation im Bereich Sanität“, lobte der Verteidigungsminister. Und General Breuer erinnerte daran, dass die Sanität oft „ganz vorne mit dabei“ war – „helfend, unterstützend und immer professionell“. Ihre Arbeit sei mit Blick auf die neue Ausrichtung auf Landes- und Bündnisverteidigung wichtiger denn je.
Abschreckung glaubhaft machen
Im Zentrum der Neustrukturierung steht die Fähigkeit zur glaubhaften Abschreckung. Pistorius und Breuer betonten, dass die Bundeswehr nur dann wirksam sei, wenn sie durchhaltefähig, effizient organisiert und personell sowie materiell einsatzbereit aufgestellt ist. Das neue Unterstützungskommando soll künftig genau das leisten – als Rückgrat und Ermöglicher moderner Streitkräfte.
Ausblick: Die neue Struktur als Chance
Der Appell war nicht nur ein feierlicher Abschluss einer Ära, sondern auch der Aufbruch in eine neue. Die Zusammenlegung ermögliche es, Ressourcen effizienter zu bündeln, fachliche Aufgaben klarer zuzuweisen und Synergien zwischen den Spezialbereichen zu nutzen. General Breuer rief die Soldatinnen und Soldaten auf, diesen Wandel mitzugestalten: „Sie machen die Bundeswehr kriegstüchtig – und das ist richtig so, weil es die Gesellschaft von uns verlangt.“
Den feierlichen Abschluss bildete eine große Serenade, bei der Militärmusik und Fackelträger die symbolische Bedeutung des Tages eindrucksvoll unterstrichen – ein würdevoller Ausklang für zwei bewährte Kommandos und ein kraftvolles Zeichen für den Aufbruch in eine neue Ära.