Henry Weiner von Securiton Deutschland stellt bei seinem Vortrag
zu „Bedrohungen aus der dritten Dimension“ Software zu möglichen
Abwehrmaßnahmen vor. (Foto: Lutz Krieg / Mönch Verlag)
Am zweiten Tag des DWT-Forums „Unbemannte Systeme X“ in Bonn standen vertiefende Diskussionen zu den Einsatzmöglichkeiten, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven unbemannter Systeme im Fokus. Experten aus Industrie, Wissenschaft und Militär tauschten sich über aktuelle Entwicklungen und innovative Lösungen aus.
Eröffnung mit einem strategischen Weckruf
Der zweite Tag wurde mit einem eindringlichen Auftaktvortrag eröffnet, der die wachsende sicherheitspolitische Relevanz unbemannter Systeme und die Notwendigkeit technologischer Innovationen für die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr betonte. Dabei wurde auch auf strukturelle Veränderungen innerhalb des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) eingegangen, die das Thema Drohneneinsatz weiter vorantreiben sollen.
Bereits im Oktober 2024 hatte das BMVg angekündigt, dass die Arbeit der im November 2023 ins Leben gerufenen „Task Force Drohne“ in die Linienstruktur des Ministeriums überführt wird. Nun wurde entschieden, dass dieses strategische Themenfeld künftig von einer Doppelspitze geleitet wird: Ministerialdirigent Alexander Schott, Leiter des Forschungs- und Innovationshubs in der Abteilung Planung des BMVg, und Flottillenadmiral Christian Bock, Unterabteilungsleiter für Militärstrategie, Einsatz und Operationen II im BMVg, übernehmen die Steuerung dieses Bereichs.
Technologische Fortschritte und operative Anforderungen
Die Vorträge des Tages konzentrierten sich auf neueste Entwicklungen in der Robotik, Sensorik und künstlichen Intelligenz für unbemannte Systeme. Besonders hervorgehoben wurden die Bedeutung interoperabler Plattformen und die Herausforderungen der sicheren Kommunikation in komplexen Einsatzszenarien. Vertreter von Rheinmetall, Hensoldt, Airbus, Kongsberg und weiteren Unternehmen präsentierten innovative Technologien zur verbesserten Autonomie und Vernetzung unbemannter Systeme.
Parallel zur technologischen Weiterentwicklung wurde auch die organisatorische Einbindung unbemannter Systeme thematisiert. Das neue Sekretariat, das als Pilotprojekt etabliert wurde, hat die Aufgabe, die strategische Steuerung des Drohneneinsatzes innerhalb der Bundeswehr zu verbessern. Während das im Planungsamt der Bundeswehr angesiedelte „Dach-IPT sUxS/sLMS“ die operative Ebene abbildet, konzentriert sich der MEO-Strang im BMVg auf die Bedarfsanalyse und den Einsatz der Systeme in der Truppe. Die Forschungs- und Innovationsabteilung übernimmt hingegen das kontinuierliche Monitoring technologischer Entwicklungen.
Ein besonders diskutierter Punkt war die Notwendigkeit, sich flexibler an aktuelle Bedrohungslagen anzupassen. In modernen Kriegsszenarien kann es erforderlich sein, Software-Updates in einem Zyklus von sechs Wochen bereitzustellen, um auf veränderte taktische Gegebenheiten oder gegnerische Gegenmaßnahmen zu reagieren. Ebenso wurde die Fähigkeit hervorgehoben, binnen kürzester Zeit von der Entwicklung zur Massenproduktion überzugehen, um auf sich wandelnde Einsatzanforderungen vorbereitet zu sein.
Praxisnahe Einblicke und Live-Demonstrationen
Ein zentrales Element des zweiten Tages waren praxisnahe Präsentationen. Hier konnten sich die Teilnehmer gezielt mit Entwicklern austauschen und spezifische technologische Konzepte im Detail kennenlernen. Die Demonstrationen zeigten unter anderem, wie unbemannte Systeme zur Aufklärung, für Transportaufgaben oder zur Unterstützung von Bodenoperationen eingesetzt werden können.
Podiumsdiskussion: Strategische Integration unbemannter Systeme
Den Abschluss bildete eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion, die sich mit der strategischen Einbindung unbemannter Systeme in bestehende Streitkräfte und Sicherheitsstrukturen beschäftigte. Dabei wurde betont, dass technologische Fortschritte allein nicht ausreichen – die Systeme müssen auch in bestehende taktische und logistische Konzepte integriert werden.
Die bisherige Handhabung des dynamischen Themenfelds Klein- und Kleinstdrohnen in der Bundeswehr war oft von parallelen und unkoordinierten Ansätzen geprägt. Die neue Organisationsstruktur soll diesen Umstand beheben, indem vorhandene Fähigkeiten und Ressourcen gebündelt werden. Ziel ist es, den Zulauf von Drohnen in die Truppe zu beschleunigen und deren Einsatz effektiver zu gestalten.
Analyse: Ein Balanceakt zwischen Innovation und Integration
Die Entwicklungen auf dem DWT-Forum verdeutlichen, dass unbemannte Systeme einen tiefgreifenden Wandel in der militärischen Strategie und Einsatzplanung bewirken. Die Herausforderung liegt nicht nur in der technischen Weiterentwicklung, sondern vor allem in der schnellen und effektiven Integration neuer Technologien in bestehende Strukturen. Gerade die Koordination zwischen Forschung, Entwicklung und praktischer Anwendung erfordert ein durchdachtes Management, um Innovationspotenziale bestmöglich auszuschöpfen.
Ein entscheidender Punkt bleibt die Balance zwischen der schnellen Adaption neuer Technologien und der Notwendigkeit einer soliden Sicherheits- und Einsatzstrategie. Die Einrichtung der neuen Doppelspitze sowie des Sekretariats zeigt, dass das BMVg diesen Herausforderungen mit einer verstärkten Steuerung begegnen will. Dennoch bleibt abzuwarten, ob diese strukturellen Veränderungen zu der gewünschten Effizienzsteigerung führen oder ob sich weiterhin Hindernisse in der praktischen Umsetzung ergeben.
Zusätzlich stellt sich die Frage, inwieweit die Bundeswehr in der Lage sein wird, mit der Dynamik technologischer Entwicklungen Schritt zu halten. Die Notwendigkeit regelmäßiger Software-Updates sowie die Fähigkeit zur schnellen Skalierung der Produktion sind entscheidende Faktoren, um technologische Überlegenheit zu sichern. Dies erfordert nicht nur eine flexible Organisationsstruktur, sondern auch Investitionen in agile Entwicklungsprozesse und adaptive Produktionskapazitäten.
Das Forum verdeutlichte einmal mehr, dass unbemannte Systeme eine zentrale Rolle in der Zukunft der Verteidigung und Sicherheit spielen werden. Die Weiterentwicklung dieser Technologien wird entscheidend davon abhängen, inwieweit sie sicher, effizient und nahtlos in bestehende Strukturen eingebunden werden können.