Jedes Jahr Anfang Dezember veranstaltet das NATO Center of Excellence (CoE) Military Engineering (MilEng) seinem „Industry Day“. Das CoE MilEng ist angesiedelt an der Pionierschule der Bundeswehr in Ingolstadt. Der Fokus der Veranstaltung liegt auf der Ausstattung für Pionierkräfte. Neben den großen der Branche wie LEONARDO, KMW, Rheinmetall, GDELS und MBDA haben sich dieses Jahr auch eine ganze Reihe kleiner, und in der Wehrtechnik wenig bekannte Unternehmen vorgestellt.
Nicht neu als Lieferant der Bundeswehr und weiteren militärischen Nutzerstaaten, jedoch erstmalig auf dem Industry Day des CoE MilEng vertreten war der Traktorhersteller FENDT. Er stellte seine Lösungen zusammen mit den Partner PSV und STEHR vor.
Die Traktoren der Serien FENDT 700 bis 1000 sind auf Grund ihrer Leistungsfähigkeit, Vielseitigkeit und Robustheit nahezu prädestiniert für die militärische Nutzung durch verschiedene Waffengattungen, speziell jedoch durch die Pioniertruppe. Ein Traktor ist dank seiner Anbaugeräte extrem vielseitig. Hier kommen zum Beispiel die Anbauoptionen der Firma STEHR zum Einsatz. Auf dem Industry Day gezeigt wurde eine Vielzahl von hochspezialisierten Baumaschinen wie Grader, Verdichter, Schubraupe usw.. Geschützt wird die Besatzung des Traktors durch die Kabine von PSV. Die geschützte Kabine ist bereits qualifiziert seitens des Zentrums Kraftfahrwesen der Bundeswehr (ZKfWBw) und in der Bundeswehr eingeführt.
Die Knickarmkrane von PALFINGER finden weltweit bei Streitkräften, Polizei und Katastrophenschutz bereits Verwendung. Der vor Ort gezeigte, fernbedienbare, allradgetriebene Gabelstapler CRAYLER wird mittlerweile nicht mehr ausschließlich als einfach zu transportierender Gabelstapler durch Logistikeinheiten eingesetzt, sondern findet auch bei Hubschrauberverbänden, Panzergrenadieren, der Artillerie, Spezialkräften, der Sanitätstruppe und auch bei der ABC-Abwehrtruppe Interesse. Neu sind die Gurtbandlaufwerke, die die Nutzlast und Geländegängigkeit des CRAYLER nochmal erhöhen.
Fast ein Exot auf einer Fachmesse für Pioniere ist ORITEST Saxonia, die deutsche Tochter der ORITEST Group mit Sitz in Prag, Tschechien. Der Geschäftsführer von ORITEST Saxonia GmbH, Andreas Bühler, erklärt den Grund für den Messeauftritt mit der traditionell engen Zusammenarbeit von Pionieren und ABC-Abwehrtruppe sowie der Tatsache, dass in mehreren NATO-Staaten die ABC-Abwehr ein organischer Bestandteil der jeweiligen Pioniertruppe ist.
Unabhängig davon, so Bühler, benötigen alle Waffengattungen jetzt wieder ABC-Spürpapier. Auch hieran ist die Rückkehr zur Landes- und Bündnisverteidigung zu erkennen. Es bedarf einfacher Mittel um Kampf- und Verteidigungsfähig zu sein. In diesem Segment ist ORITEST nach eigenen Angaben mit dem CALID-3 Spürpapier Weltmarktführer.
In diesem Jahr stellte Global Clearance Solutions (GCS) seine ferngesteuerte Mehrzweckplattform GCS-200 mit Schlegelanbaugerät für die mechanische Minenräumung, sowie das modular aufgebaute Räumschild mit Manipulatorarm für verschiedenste Pionieraufgaben aus.
Die Bundeswehr hat den GCS-200 im Zuge der Ergänzungsbeschaffung für das Route Clearance System in diesem Jahr beschafft und General Dynamics European Land Systems-Mowag hat GCS mit der Lieferung von Anbaugeräten für das Projekt PIRANHA IV zur Erneuerung der Pionierpanzer der Schweizer Armee beauftragt. Weiterhin liefert GCS aktuell drei GCS-200 in Minenräumkonfiguration als „Militärische Unterstützungsleistungen für die Ukraine“.
Zum wiederholten Male präsentiert die Firma Müller Fahrzeugtechnik, jetzt unter dem neuen Namen M-Tracks, auf dem Industry Day in Ingolstadt ihre Lösungen. Dabei hat man sich unter anderem auf Gurtlaufbänder spezialisiert. Neben der Adaptierung von Gurtbandlaufwerken auf Standardtraktoren wie beispielsweise für Fendt und Massey Ferguson, spezialisierte sich die Produktion auch auf die Erstausrüstung des allradgetriebenen Palfinger CRAYLER für die militärischen Anforderungen. Dank der Gurtlaufbänder konnte der CRAYLER seine Nutzlast und Geländegängigkeit noch einmal verbessern.
Eine weitere Besonderheit der M-Tracks ist die Anpassungsfähigkeit auf alle Arten von Baumaschinen wie Dumpern oder Radlader. So wurden für die Firma Robert Aebi in der Schweiz bereits zahlreiche Dumper von Rädern auf Raupenfahrwerke umgerüstet. Auch um in schwierigem Gelände zuverlässig die Leistung erbringen und die Zugkraft zu erhöhen.
Wacker Neuson, der Münchner Spezialist für kompakte Baumaschinen hat den Industry Day genutzt, um den luftbeweglichen Radlader WL20 vorzustellen, ein herausragendes Beispiel für ein COTS-Produkt. Der WL20 ist weltweit im Einsatz auf Baustellen, ausgestattet mit dem faltbaren Überrollschutz ESP kann auf einem Anhänger hinter der zukünftigen Luftlandeplattform mitgeführt werden. Auch als Außenlast unter der NH90, BLACKHAWK etc. oder als Innenlast in einem mittleren Transporthubschrauber wie dem CH-53G oder den Schweren Transporthubschraubern (STH) Sikorsky CH-53K oder Boeing CH-47F Chinook.
