Anders als mit Pflicht wird es schwierig, genügend Soldatinnen und Soldaten für den Dienst an der Waffe zu finden. (Foto: Bundeswehr/Mario Bähr)

Bundeswehr in der Krise – Jahresbericht der Wehrbeauftragten 2024 zeigt massive Defizite

Lutz Krieg

Anders als mit Pflicht wird es schwierig, genügend Soldatinnen und Soldaten für
den Dienst an der Waffe zu finden. (Foto: Bundeswehr/Mario Bähr)

 

Am 11. März 2025 legte die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Dr. Eva Högl, ihren Jahresbericht für 2024 vor. Der Bericht zeichnet ein ernüchterndes Bild vom Zustand der Bundeswehr. Trotz milliardenschwerer Investitionen bestehen weiterhin gravierende Probleme in den Bereichen Personal, Material und Infrastruktur.

Personalmangel und Nachwuchssorgen

Ein zentrales Problem bleibt der anhaltende Personalmangel. Die angestrebte Truppenstärke von 203.000 Soldatinnen und Soldaten bis 2031 rückt in weite Ferne. Tatsächlich lag die Personalstärke Ende 2024 nur bei 181.500. Besonders alarmierend ist die hohe Abbrecherquote: Rund 30 Prozent der Rekrutinnen und Rekruten verlassen die Truppe bereits in den ersten sechs Monaten. Gründe sind unter anderem unzureichende Ausbildungsbedingungen, veraltete Infrastruktur und fehlende Praxisnähe in der Ausbildung.

Materialmangel trotz Milliardeninvestitionen

Der Bericht zeigt, dass sich die materielle Ausstattung der Bundeswehr kaum verbessert hat. Trotz des 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens und eines steigenden Verteidigungsetats fehlen weiterhin einsatzfähige Panzer, Flugzeuge und Munition. Die Wehrbeauftragte hebt hervor, dass sich die Beschaffung oft erheblich verzögert und dringend benötigte Ausrüstung nicht in ausreichender Zahl vorhanden ist. Die Abgabe von Material an die Ukraine hat die Lage zusätzlich verschärft. Experten fordern eine Beschleunigung der Rüstungsproduktion und effizientere Beschaffungsprozesse.

Marode Infrastruktur und schleppende Sanierungen

Ein weiteres drängendes Problem ist der Zustand der Kasernen. Viele Unterkünfte sind sanierungsbedürftig, Sportanlagen und Schießstätten oft nicht nutzbar. Dies beeinträchtigt nicht nur die Motivation der Soldaten, sondern auch die Ausbildung und Einsatzbereitschaft. Die Wehrbeauftragte fordert hier dringend mehr Tempo bei der Sanierung und Modernisierung der Infrastruktur. Die durchschnittliche Dauer von Bauprojekten in der Bundeswehr liegt bei über zehn Jahren.

Reservisten als Hoffnungsträger?

Positiv hebt der Bericht die gestiegene Zahl der Reservistinnen und Reservisten hervor. 2024 waren 49.244 von ihnen in der Truppe beordert. Dennoch bleibt die Bundeswehr auch hier hinter den selbst gesteckten Zielen zurück. Laut Planungen wären rund 100.000 Reservistinnen und Reservisten erforderlich, um die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr zu stabilisieren. Eine stärkere Einbindung der Reserve könnte kurzfristig helfen, die personellen Engpässe abzufedern.

Wiedereinführung der Wehrpflicht als Lösung?

Angesichts der Personalprobleme rückt die Diskussion um eine mögliche Rückkehr zur Wehrpflicht erneut in den Fokus. Die Wehrbeauftragte fordert eine breite gesellschaftliche Debatte über die Zukunft der Truppe und betont, dass eine Reform der Personalgewinnung unumgänglich sei. Auch Modelle wie ein verpflichtender Gesellschaftsdienst werden diskutiert.

Fazit: Große Herausforderungen für die Zukunft

Der Jahresbericht 2024 macht deutlich, dass die Bundeswehr trotz politischer Versprechen und großer Finanzspritzen weit von einer voll einsatzfähigen Armee entfernt ist. Besonders die strukturellen Probleme im Bereich Personal, Material und Infrastruktur erschweren den dringend notwendigen Modernisierungsschub. Die Diskussion über die Wehrpflicht, eine effizientere Beschaffungspolitik und eine Stärkung der Reserve wird in den kommenden Monaten weiter an Bedeutung gewinnen.

 

Den Jahresbericht 2024 der Wehrbeauftragen können Sie auf 183 unter folgendem Link abrufen: Hier klicken

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