Zuschauermagnet in Berlin war die Haupttribüne: Ob Alt oder Jung, das
abwechslungsreiche Programm von verschiedenen Musikern,
Podiumsdiskussionen und Interviews, wie auch die Verleihungen von
Veteranenabzeichen bot für jeden Geschmack etwas.
(Foto: Deutscher Bundestag/Marc Beckmann)
Am 15. Juni 2025 hat die Bundesrepublik Deutschland erstmals in ihrer Geschichte offiziell einen nationalen Veteranentag begangen. Damit würdigt Deutschland den Dienst all jener Männer und Frauen, die in den Streitkräften gedient haben oder aktuell dienen – im Inland, im Ausland, in Friedensmissionen und in bewaffneten Konflikten. Ein überfälliges Zeichen der Anerkennung für eine Gruppe, die bislang kaum öffentliche Sichtbarkeit hatte.
Zentrale Veranstaltung in Berlin
Die Hauptveranstaltung fand in der Hauptstadt Berlin statt. Rund um das Reichstagsgebäude entstand ein sogenanntes „Veteranen-Dorf“, in dem sich zahlreiche Organisationen, Einsatzrückkehrer, Reservistenverbände und Angehörige präsentierten. Dazu gab es ein umfangreiches Bühnenprogramm mit musikalischen Auftritten, Gesprächsformaten, Vorführungen und Informationsständen.
Verteidigungsminister Boris Pistorius betonte beim Beförderungsappell in Hamburg:
„Ihr Platz ist in der Mitte der Gesellschaft, sichtbar, präsent und getragen von der Gesellschaft.“
Auch Bundestagspräsidentin Julia Klöckner äußerte sich in ihrer Rede in Berlin deutlich:
„Denn dieser Tag schafft etwas, das eigentlich lange gefehlt hat: öffentliche Sichtbarkeit, Anerkennung und Respekt für alle, die in den Streitkräften unseres Landes gedient haben.“
Wer gilt in Deutschland als Veteran?
Die Bundesregierung hat bereits im Jahr 2022 eine offizielle Definition eingeführt, um Klarheit über den Begriff „Veteran“ zu schaffen. Demnach gilt:
„Veteranen sind alle ehemaligen und aktiven Soldaten der Bundeswehr, die ehrenhaft aus dem Dienst ausgeschieden sind oder dienen.“
Diese Definition unterscheidet sich deutlich von der Praxis vieler anderer Staaten – etwa den USA, Großbritannien oder Frankreich. Dort wird unter einem Veteranen meist nur ein ehemaliger Soldat verstanden, häufig mit Kampfeinsatz im Ausland. Deutschland geht bewusst einen anderen Weg: Auch aktive Soldaten, Rekruten in Ausbildung und Reservisten mit Dienstzeit zählen hierzulande zur Veteranengemeinschaft.
Diese weit gefasste Definition würdigt den besonderen Charakter der Bundeswehr als Parlamentsarmee – und macht deutlich: Anerkennung beginnt nicht erst mit dem Ausscheiden aus dem Dienst, sondern umfasst auch diejenigen, die heute in Uniform Verantwortung übernehmen.
Breite Beteiligung im ganzen Land
Neben der zentralen Veranstaltung in Berlin fanden deutschlandweit über 100 dezentrale Aktionen statt – von Festakten über Gedenkgottesdienste bis hin zu Informationsveranstaltungen und Appellen. Bemerkenswert: Nicht nur klassische Garnisonsstädte beteiligten sich am Veteranentag. Auch Städte abseits klassischer Bundeswehrstandorte wie Duisburg oder ehemals militärisch geprägte Standorte wie Oldenburg nutzten den Anlass, um aktive sowie ehemalige Soldaten zu ehren und den Dialog zwischen Bundeswehr und Gesellschaft zu fördern.
In Hamburg wurde der Veteranentag mit einem Stadtfest am Jungfernstieg gefeiert. Die Stadt Hannover gewährte Veteranen freien Eintritt in verschiedene Museen. In Bayern fanden in Pappenheim, Augsburg und Ingolstadt lokale Appelle und Veranstaltungen statt. Auch in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen beteiligten sich Städte mit Konzerten, Diskussionsforen oder ökumenischen Feiern.
Politische Dimension
Der Veteranentag geht auf einen Beschluss des Bundestages vom April 2024 zurück, der mit großer Mehrheit gefasst wurde. Kritik kam – wie erwartet – aus Teilen der politischen Linken und von pazifistischen Gruppen, die eine „schleichende Militarisierung“ des öffentlichen Raumes befürchten. Entsprechende Proteste blieben am Wochenende jedoch friedlich und vereinzelt.
Die Entscheidung, den Veteranentag auf den 15. Juni zu legen, hat historische und praktische Gründe. Zum einen liegt das Datum außerhalb der parlamentarischen Hochsaison, zum anderen soll es künftig immer das Wochenende um den 15. Juni sein – es sei denn, der Tag selbst fällt auf ein Wochenende.
Zeichen eines gesellschaftlichen Wandels
Die Einführung des Veteranentages ist nicht nur ein symbolischer Akt, sondern Ausdruck eines tiefergehenden Wandels. Der sicherheitspolitische Schock durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die deutsche Gesellschaft in den letzten Jahren verändert – insbesondere im Blick auf die Rolle der Bundeswehr und das Selbstverständnis von Sicherheit und Verteidigung.
Während lange Zeit eine gewisse Zurückhaltung gegenüber militärischen Traditionen herrschte, scheint sich nun ein neues Bewusstsein zu etablieren: Der Dienst in der Bundeswehr ist kein Randthema mehr, sondern Teil der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung.
Ausblick
Verteidigungsminister Pistorius kündigte an, dass der Veteranentag künftig jährlich begangen werden soll – nicht nur zur öffentlichen Würdigung, sondern auch als Gelegenheit, die Verbindung zwischen Streitkräften und Zivilgesellschaft zu stärken.
Auch Bundeskanzler Merz äußerte sich zum neuen Feiertag. Aufgrund seiner Auslandsreise zum G7-Gipfel in Kanada konnte er nicht persönlich an den zentralen Veranstaltungen in Berlin oder Hamburg teilnehmen. In einem Beitrag auf der Plattform X schrieb er:
„Die Bundeswehr ist ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Die Frauen und Männer, die in ihr dienen oder gedient haben, verdienen unseren Dank, unsere Anerkennung und unseren Respekt.“
Der erste Veteranentag hat ein deutliches Signal gesetzt: Deutschland steht zu seinen Soldaten – unabhängig von Uniformträgern vergangener Jahrzehnte oder aktuellen Auslandseinsätzen. Entscheidend ist nicht nur, was am 15. Juni geschieht, sondern ob und wie sich diese Wertschätzung im Alltag etabliert – in Schulen, in Medien, in der Politik und im gesellschaftlichen Selbstverständnis.