Mit den ersten fünf Einheiten der Korvette Klasse 130 (Braunschweig-Klasse) wurde ein modernes Waffensystem mit hohen technischen Standards und hoher Komplexität beschafft. Der Einsatzflottille 1 (EinsFltl 1) waren bislang die fünf Korvetten aus dem ersten Los unterstellt. Im Rahmen der Ergänzungsbeschaffung Korvette K130 erhöht sich der Bestand auf künftig zehn Einheiten. Sie gelten innerhalb der EinsFltl 1 als die kampfkräftigsten Überwassereinheiten.
Klarer Kompass
Mit den Korvetten K130 aus dem ersten Baulos verfügt die EinsFltl 1 über ein Seekriegsmittel für den reaktionsschnellen Einsatz in küstennahen Gewässern. Das ist deshalb von Bedeutung, weil ein Schwerpunkt der Ausgestaltung der Deutschen Marine „Littoral Warfare“ bildet, also der Einsatz von maritimen Anteilen in streitkräftegemeinsamen und multinationalen Operationen in Gewässern seewärts der Küstenlinie, von wo aus Landoperationen unterstützt werden können. Hierbei kommt der EinsFltl 1 insgesamt eine zentrale Bedeutung zu, da sie für Operationen in küstennahen Bereichen über die erforderlichen Kapazitäten verfügt und auch aus den Erfahrungen und Erkenntnissen der letzten Jahrzehnte Nutzen für die Weiterentwicklung ihres besonderen Fähigkeitsprofils ziehen kann. Mit den fünf neuen Korvetten erhält die EinsFltl 1 somit einen qualitativen wie auch quantitativen Aufwuchs. Dieser Aufwuchs ist angesichts der steigenden Einsatzverpflichtungen und der geringen Flottenstärke der Marine gerechtfertigt und dringend notwendig.
Für eine hohe Einsatzbereitschaft
Der Bauvertrag für die fünf neuen Korvetten wurde im Jahr 2017 unterzeichnet. Die erste neue Einheit, die Korvette Köln (F 265), wurde am 21. April am NVL-Werftstandort Blohm+Voss feierlich getauft. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker erinnerte als Taufpatin an eine lange Tradition bei der Namensgebung von Marineschiffen der Deutschen Marine, die zehn Jahre nach der Außerdienststellung der Fregatte Köln nun weitergeführt werde. Sie sagte vor zahlreichen geladenen Gästen: „Ich bin stolz, dass wir nach zehn Jahren nun ein neues Schiff, eine Korvette der Deutschen Marine und ein Modell der Serie 130, in Hamburg auf den Namen Köln taufen.“
Die Taufe erfolgte im Beisein der Parlamentarischen Staatssekretärin Siemtje Möller (SPD), des Inspekteurs der Deutschen Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack, und Hamburgs Innensenator Andy Grote. „Die Taufe der Korvette Köln steht sinnbildlich für den Schritt zu einer höheren Einsatzfähigkeit und Vollausstattung unserer Deutschen Marine und somit unserer Streitkräfte. Ihre hervorragend ausgebildete und motivierte Besatzung wird die Korvette zu einem modernen und wirksamen Kriegsschiff machen“, betonte Möller als Vertreterin des öffentlichen Auftraggebers. Bevor sie als Parlamentarische Staatssekretärin in das Bundesministerium der Verteidigung berufen wurde, war sie die verteidigungspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion.
Demnächst geht die Korvette planmäßig in die finale Endausrüstung. Bei Blohm+Voss wird die Korvette zudem in Betrieb genommen und durchläuft alle notwendigen Funktionsüberprüfungen und Abnahmen in Abstimmung mit den Fachabteilungen des öffentlichen Auftraggebers und der Deutschen Marine. Die Boote 6, 7 und 8 befinden sich derzeit in unterschiedlichen Stadien der Endausrüstung, Boot 9 in der Fertigungsphase. Boot 10 wurde Anfang des Jahres auf Kiel gelegt. Der Vertrag mit der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) K130 umfasst neben Konstruktionsleistungen, der Fertigung, der Integration aller Systeme, Geräte und Anlagen, die Gestaltung der Land- und Ausbildungsanlagen. Auch umfassende Logistik- und Servicedienstleistungen, darunter etwa die technische Dokumentation oder die Ausbildung der späteren Besatzungsmitglieder im Umgang mit dem Boot und dessen Komponenten, sind Vertragsbestandteil. Beteiligt und integriert ist eine Vielzahl von Zulieferunternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet. Die Konstruktionsleistungen erfolgten bereits an den NVL-Werftstandorten in Bremen, Hamburg und Wolgast sowie an den thyssenkrupp-Standorten in Emden und Hamburg.
„Eine Bootstaufe ist immer ein Anlass, der uns mit besonderer Freude erfüllt. Dies gilt umso mehr, wenn der Täufling offensichtlich gut gelungen ist und zudem so dringlich erwartet wird, um in den kommenden Jahrzehnten seinen Beitrag in der Deutschen Marine zum Erhalt unser aller Sicherheit erbringen zu können“, sagte Tim Wagner, CEO der NVL B.V. & Co. KG, in seiner Festansprache.
„Gemeinsam mit unseren ARGE-Partnern thyssenkrupp Marine Systems und German Naval Yards Kiel sowie zahlreicher weiterer, engagierter und außerordentlich kompetenter maritimer Zulieferunternehmen, insbesondere auch aus dem regionalen Mittelstand, sind wir stolz darauf, Ihnen heute das Ergebnis unserer erfolgreichen Zusammenarbeit vorstellen zu können. Aus Konzepten, Plänen und professioneller Teamarbeit ist eine hochkomplexe und leistungsfähige Korvette entstanden“, so Wagner weiter.
Nachwort
Die Korvette K130 ist per se nicht weltweit eingesetzt. Jedoch erfüllt sie in küstennahen Gewässern und Randmeeren wichtige Einsatzaufgaben, die auch das hochintensive Gefecht und die Bekämpfung von Zielen an Land beinhalten. Die Ostsee als das strategische Kerngebiet der NATO-Ostflanke bildet hierbei ihr Haupteinsatzgebiet. Der Zulauf der fünf neuen Korvetten geschieht zu einem Zeitpunkt aufkommender zwischenstaatlicher Konflikte. Der Russland-Ukraine-Krieg, aber auch sich latent entpuppende Bedrohungsszenarien im Baltikum und im Nordatlantik führen zu der Notwendigkeit, Seemacht neu zu überdenken. Für die Deutsche Marine bedeutet dies die Schaffung von neuen durchhaltefähigen Abschreckungsoptionen. Die Korvette K130 bildet eine zentrale Komponente in diesem Kräftedispositiv.
Es sei jedoch daran erinnert, dass ursprünglich einmal 15 Korvetten als Ersatz für die ausgemusterten Schnellboote Klasse 143A vorgesehen waren. Bei dem jetzt erfolgten Aufwuchs gilt es allerdings zu berücksichtigen, dass schon jetzt eingetretene Engpässe beim Personal dazu führen, dass nicht beliebig neue Einheiten mit ausreichendem Personalansatz ausgestaltet werden können. Denn der Umfang an seegehenden Schiffen und Booten – und somit der Personalumfang der Flotte – hatte sich in den letzten zwei Jahrzehnten, hauptsächlich als Folge der Orientierung auf internationale Friedensmissionen, weiter verringert. Dies umzusteuern, dürfte eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre darstellen.