Ein dauerhafter Fachaustausch in Form einer Kooperation zwischen Vertretern der Praxis und der Wissenschaft soll bidirektionale institutionelle Weiterentwicklung, Optimierung und Erschließung neuer Betätigungsfelder vorantreiben und die Ergebnisqualität sichern. Die Autoren, Dr. Robert Gorzka, Leiter des Fachbereichs Truppen- und Einsatzpsychologie im Kommando Feldjäger der Bundeswehr (KdoFJgBw), Tobias Hoffmann, Arbeitsgruppe Einsatz- und Cyberpsychologie im KdoFJgBw, und Prof Dr. Philipp Yorck Herzberg, Lehrstuhlinhaber der Professur für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik an der Helmut-Schmidt-Universität, konstatieren, dass es vor diesem Hintergrund dem Kommando Feldjäger der Bundeswehr dem Fachbereich Truppen- und Einsatzpsychologie sowie der Arbeitsgruppe Einsatz- und Cyberpsychologie gelungen ist, einen Kooperationsvertrag mit der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr abzuschließen. Diese Kooperation bietet einen Rahmen für Qualifikationsarbeiten und Diskussionen über ausbildungsrelevante Aspekte der Resilienz für Feldjägerkräfte mit spezialisierten Fähigkeiten sowie den Einsatz immersiver Technologie (Virtual Reality; VR) mit dem Ziel, praxisorientierte Implementierung wissenschaftsbasierter Erkenntnisse zu fokussieren. Des Weiteren wird neben der Cyberpsychologie und dem Changemanagement auch ein intensiver Austausch zu aktuellen psychologischen Themen aus dem Bereich der Cyberkriminologie angestrebt.
Kooperationen zwischen Praxis und Wissenschaft führen nachweislich zu höheren Innovationserfolgen für die Truppe und sind für Bundeswehruniversitäten ein wesentlicher Hebel, um zur Qualitätssteigerung von Forschung und Lehre beizutragen. Nur im strukturierten Fachaustausch zwischen Forschung und einer auf die Bedarfsträger ausgerichteten, verwendungsspezifischen Ausbildungspraxis kann es gelingen, Erkenntnisse der Wissenschaft hinsichtlich ihrer Praxisrelevanz einzuschätzen, aufzugreifen und bspw. in die Ausbildung von Feldjägerkräften mit spezialisierten Fähigkeiten zu überführen. Umgekehrt dient die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft dazu, Herausforderungen der Praxis zu kommunizieren und so Forschung anzuregen. Für einen solchen wechselseitigen und produktiven Fachaustausch ist es notwendig, neben der Erkenntnis der Notwendigkeit, gemeinsam Projekte und Studien mit Universitäten der Bundeswehr und anderen Partnern, wie etwa den Polizeien der Länder und des Bundes, zu gestalten.
Vor diesem Hintergrund ist es dem Kommando Feldjäger der Bundeswehr, dem Fachbereich Truppen- und Einsatzpsychologie sowie der Arbeitsgruppe Einsatz- und Cyberpsychologie gelungen, einen dauerhaften Fachaustausch in Form eines Kooperationsvertrages mit der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr zu vereinbaren. An der feierlichen Zeremonie nahmen geladene Vertreter der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr, des Aufgabenbereichs Feldjägerwesen der Bundeswehr, der Arbeitsgruppe Einsatz- und Cyberpsychologie, des Karriere Centers der Bundeswehr in Hannover sowie des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport teil. So bietet diese Kooperation einen Rahmen für Qualifikationsarbeiten und Diskussionen über ausbildungsrelevante Aspekte der Resilienz für Feldjägerkräfte mit spezialisierten Fähigkeiten sowie weitere Ausbildungsthemen, mit dem Ziel, die Weiterentwicklung und Optimierung der Ausbildung zu fokussieren. Des Weiteren wird neben der Cyberpsychologie und dem Changemanagement auch ein intensiver Austausch zu aktuellen psychologischen Themen aus dem Bereich der Cyberkriminologie angestrebt. Ergebnisse sollen als praktische Implikationen für die direkt oder indirekt an Kooperationen zwischen Wissenschaft und Praxis Beteiligten abgeleitet werden.

Gegenstand der Kooperationsvereinbarung
Dabei wird die Einsatzpsychologie als ein Teilgebiet der angewandten Psychologie verstanden, das einen konzeptionellen Rahmen für das breitgefächerte Aufgabenfeld von Psychologinnen und Psychologen im sicherheitsrelevanten Bereich bieten soll. Neben der einsatzpsychologischen Führungsberatung wird der Erhalt und die Steigerung der mentalen Einsatzbereitschaft (Resilienz) von Feldjägerkräften mit spezialisierten Fähigkeiten fokussiert. Eine Steigerung der Resilienz ist ein Ziel, das durch die Integration des Resilienzkonzepts in die Ausbildungen erreicht werden soll. Das Resilienzkonzept für Feldjägerkräfte mit spezialisierten Fähigkeiten basiert auf Erkenntnissen, die während der Ausbildung in den jeweiligen Spezialisierungen bei Feldjägern und Polizeien gesammelt und praxisorientiert ausgewertet wurden. Es beschreibt aktiv wirkende und psychologisch relevante Faktoren, die maßgeblich die psychische Widerstandsfähigkeit bedingen.
Darüber hinaus bietet die Einsatzpsychologie grundsätzlich weitere Themen- und Betätigungsfelder, wie z. B.:
- Potenzialeinschätzung von Feldjägerkräften mit spezialisierten Fähigkeiten,
- Krisenmanagement im Sinne psychologischer Einsatzunterstützung bei Großeinsätzen oder in Bedrohungs- und Verhandlungslagen,
- Psychologische Ermittlungsunterstützung und Kriminalprävention,
- Psychologische Risikoeinschätzung von potenziellen Gefährderinnen und Gefährdern,
- Psychologische Aspekte des Zeugen- und Opferschutzes,
- Umgang mit größeren Menschenansammlungen unter psychologischen Gesichtspunkten,
- Umgang mit psychisch gestörten Personen,
- Psychologische Aspekte bei Geiselnahmen,
- Psychologische Aspekte bei schwerster Gewaltkriminalität, Kapitaldelikten, Terrorismus und Cyberkriminalität,
- Psychologische Aspekte des Gewahrsamswesens,
- Vernehmungstechniken,
- Deeskalationsstrategien,
- Überprüfung der Glaubwürdigkeit von Zeugenaussagen,
- Operative Fallanalyse,
- Psychologische Aspekte der Digitalisierung im militär-polizeispezifischen Kontext und einsatzpsychologische Begleitforschung.
Cyberpsychologie und ihre wissenschaftlichen Ausläufer sind Anwendungsbereiche in der Psychologie, die aufgrund der zunehmenden Digitalisierung in allen Lebensbereichen und somit auch in der Kriminalitätsbekämpfung immer größere Bedeutung gewinnen. Dieser moderne Forschungszweig, der die psychischen Vorgänge und Verhaltensweisen im Kontext der Mensch-Maschine-Interaktion (Human-Computer Interaction; HCI) zu beschreiben versucht, untersucht ebenso die Fortsetzung des physischen Selbstkonzepts im digitalen Raum und in der virtuellen Realität.
Im militärpolizeilichen Kontext könnte dies vor allem in den Bereichen des allgemeinen Handlungs- und Verhaltenstrainings eine gewichtige Rolle einnehmen. So kann bspw. VR-Technologie genutzt werden, um die bisherige Ausbildung zu optimieren. Handlungskern-, taktisch-operative sowie Stress- und Resilienzkompetenzen stehen als Ausbildungsinhalte im Vordergrund. In diesem Zusammenhang seien besonders die Phänomene Immersion und Presence im Fokus der einsatz- und cyberpsychologischen Betrachtung. Auch das Changemanagement, also die Umstellung der Ausbildungsstruktur auf neue Ausbildungsmethoden, bedarf einer wissenschaftlichen Begleitung, um den maximalen Erfolg zu erzielen.
Ein weiterer Ausläufer der Cyberpsychologie ist das Forschungsfeld der Cyberkriminologie. Die Grundlage hierfür liefert ein mehrteiliges Modell, das zum einen in den Cyberraum verlagerte, konventionelle Kriminalität umfasst. Darunter fallen Betrug, Bullying bzw. Mobbing, Kinder- und Jugendpornografie sowie Erpressung. Zum anderen beinhaltet es gezielte Angriffe über das Internet, wie beispielsweise Cyberspionage, Cybersabotage und Social Engineering.
Ergänzend dazu beschreibt das Feld der Social Media Intelligence (SOCMINT) mit wissenschaftlichen Methoden die Identifizierung, Validierung, Sammlung und Analyse von Daten und Informationen aus sozialen Medien. Auch dieses Forschungsfeld generiert eine rasant wachsende Bedeutung in der Kriminalitätsbekämpfung. Verhaltensmuster, Gruppierungen und Absichten von Einzelpersonen sowie Gruppen können präzise analysiert werden, was ein zielgerichtetes und situationsangepasstes Verhalten ermöglicht. Ein weiterer Vorteil der sozialen Medien sind die Echtzeitinformationen, die besonders im Krisenmanagement unmittelbar und in großer Zahl analysiert werden können. SOCMINT kann ebenfalls eingesetzt werden, um die Resilienz gegenüber Ereignissen oder Problemen, die zur Störung der Sicherheit beitragen, zu steigern. Mit wissenschaftlichen Methoden lässt sich ein Verständnis für Phänomene und zukünftige Entwicklungen erarbeiten.